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2015-07-13 Dreissigster Tag Decize

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Auch heute geht’s den dritten und letzten Tag weiter dem Canal du Nivernais Richtung La Loire entlang.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.

Etappe Chatillon-en-Bazois – Decize

Ein Hauptziel: La Loire erreicht und überquert

Eines der Hauptziele dieses Streckenabschnitts der Fluss Loire ist nach 1.162 km gesund, glücklich und überwältigt erreicht. Ich  schiebe mein Fahrrad über die Brücke in Decize und genieße jeden Schritt. Bei aller Demut, dass ich das erleben darf, bin ich natürlich auch ein bisschen stolz und dankbar. DANKE!

Tatsächliche Route vom 13.07.2015
Tageskilometer: 55 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.163 km.

Gesamtstrecke: 55110 m
Maximale Höhe: 241 m
Minimale Höhe: 193 m
Gesamtanstieg: 412 m
Gesamtabstieg: -435 m
Download file: Chatillon-en-Bazois - Decize.gpx

Mein Camino

Ich sitze heute schon um 8:30 Uhr im Sattel. Die B&B-Unterkunft in Chatillon liegt nur wenige Meter vom Radweg entfernt. Ein letzter Blick, ein letztes Foto und schon geht’s auf dem schönen Radweg gut voran.

Montag morgen: die erste Stunde begegnet mir nur ein Radfahrer. Auch auf den Hausboten schlafen die Menschen noch. Selbst die Gassigeher sind nicht zu sehen. Dafür begegnen mir Hühner, Eichhörnchen, Fischreiher, Gänse, Enten und Störche.

Auch die Schleusenwärter scheinen noch zu schlafen oder dösen auf Ihren Liegestühlen. Frankreich ein Land  zum Entschleunigen geht mir durch den Kopf.

Die Schleusendichte pro Kanalkilometer sowie die Anzahl der Dörfer, Kirchen und Cafes ist deutlich geringer. Die Stecke läuft sehr gut. Der Himmel ist blau-weiss und ich komme gut voran. Nach 15 km mache ich die erste Trinkpause. Es sind angenehme 25 °C.

6 km vor dem Tagesziel steuere ich eine Kirche an, die leider geschlossen ist. Die Kneipe in der Nähe hat allerdings auf. Frisch gestärkt mit kaltem Wasser und Kaffee geht’s an die letzten Tages-km. Die ziehen sich wie immer, zumal ordentlich Gegenwind aufkommt. Dann heißt es Abschied nehmen vom Kanal, der mich die letzten drei Tage begleitet hat. In Decize laufen mehrere Wasserstraßen zusammen: der Fluss Loire, die Einmündung des Nebenflusses Aron. Unmittelbar daneben mündet auch der Canal du Nivernais, der von Auxerre ausgehend die Morvan-Berge überwunden hat.

Die Altstadt liegt auf einem Hügel. Dort mache ich ausgiebig Mittag. Ein, zwei Tische weiter sitzt eine franz. Familie mit Ihren zwei erwachsenen Söhnen. Alle vier schauen öfter freundlich zu mir rüber und blicken auch zu meinem Fahrrad. Als ich mit dem Essen fertig bin, kommt Jean-Pierre rüber und spricht mich an.  Er erzählt, dass auch er schon auf dem Jacobsweg unterwegs war. Wir unterhalten uns überwiegend auf Englisch und wir kommen in ein längeres Gespräch über Motivation und Ziele. Außerdem reden wir über’s Entschleunigen, La Loire und den Canal. – Wunderbar.

Danach kaufe ich noch in der Altstadt Getränke nach und fülle mein Bargeld am Automaten auf.

Jetzt sind’s nur noch wenige Meter bis zur Loire. Ich geniesse die Ankunft und Überquerung in vollen Zügen.

Mein modernes Hotel liegt im Hafen. Außerdem ist heute noch Waschutag .

Heute ist der 13.07.2015, da war doch noch was. Aha, mein Neffe Harald hat Geburtstag. Als ich das denke, trudelt auch schon sein Kommentar (siehe unten) ein.

Die verbleibenden Tage: bis zum Wochenende die Loire hoch bis Orléans, dann Rückreise über Paris, Schengen, Trier, Koblenz, Köln usw.

Morgen geht’s erst mal bis nach Nevers. Ein Hotel habe ich vorsichtshalber bereits gebucht. St. Étienne de Nevers steht auf jeden Fall an.

Bilder des Tages

2015-07-12 Neunundzwanzigster Tag Chatillon-en-Bazois

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Auch heute geht’s weiter dem Canal du Nivernais Richtung Loire entlang.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.

Etappe Coulanges-sur-Yonne – Chatillon-en-Bazois

Tatsächliche Route vom 12.07.2015
Tageskilometer: 78 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.108 km.

Gesamtstrecke: 77706 m
Maximale Höhe: 291 m
Minimale Höhe: 119 m
Gesamtanstieg: 671 m
Gesamtabstieg: -548 m
Download file: Coulanges-sur-Yonne - Chattilon-en-Bazois.gpx

My Camino

Beim Frühstück sitzt e in flämisches Pärchen mit am großen Tisch. Beide sind gestern quasi gemeinsam mit mir angekommen. Sie sind vom Mittelmeer auf der Rückreise nach Brüssel. Sie fragen nach meiner Pilgerreise, sind sehr interessiert und wir kommen ins Gespräch …

Bereits um 8:15 Uhr starte ich heute. An dieser kleinen wunderbaren Wasserstraße Nivernais entlang, – statt über die Berge – zur Loire zu fahren ist eine Superidee. Die Strecke ist auch heute fantastisch. An jeder Staustufe steht ein kleines Häuschen für die Kurbler. Auffallend ist: Sind im Vorgarten dieser Häuser aus der Zeit 1825 bis 1835 viel Blumen oder ist das Haus bunter als sonst, steht an der Kurbel meist eine Frau.

Auch gestern habe ich mich gefragt, warum die Schleusenwärterinnen nicht auch Getränke anbieten. Heute ist es soweit: Zwischen Kanal und L’Yonne ist passend zur Mittagszeit in einem der besagten Häuschen ein Restaurant. Ich nehme die Tages Empfehlung: Muscheln.

Außerdem fällt mir am heutigen Sonntag auf, hier scheinen mehr Frauen als Männer zu angeln.

Bei 40 Tageskilometer gibt’s den ersten Hinweis auf eine Unterkunft. Das ist mir aber heute noch zu früh. Ich will noch bis zu 20 km fahren. Auf dem Weg bis Baye sollte sich was finden lassen.

Das war aber nix. Wenig Orte bis dahin und schon gar keine Hotels. 10 km vor Baye ist direkt am Kanal eine Touristeninformation. Meine Frage nach einem Zimmer  wird mit Prospekten beantwortet. Leider liegen aber die meisten Unterkünfte schon hinter mir oder weit vor mir. Ich denke, na ja in Baye werd ich bestimmt fündig.

Auf dem Weg nach Baye geht’s tatsächlich noch mal richtig gut bergauf. Alle paar 100 Meter ist hier eine Staustufe. Erstaunlich, was sich die Ingenieure da vor über 200-250 Jahren ausgedacht und realisiert haben. 32 Schleusen bergauf bis zur Wasserscheide Baye und dann 78 Schleusen bergab.

In Baye sind 62 km hinter mir und allerdings die Unterkünfte voll. Es sei denn man hätte ein Zelt dabei. Gut das ich gestern den für Morgen geplanten Routenabschnitt schon in den Navi geladen habe. Also kurze Trinkpause und die neue Etappe aufrufen. Los geht’s: Au Backe der nächste größere Ort ist Chatillon-en-Bazis – mal eben 16 km weiter. Die Strecke sollte aber gut laufen. Es geht tendenziell bergab, das hab ich noch von der Planung und Sichtung des Höhenprofils in Erinnerung. Nur allmählich tut der A***h weh. Na gut nicht entmutigen lassen und rein in die Pedale. Immer schon mal schauen, wo sich dann mein Biwak-Schlafsack gut platzieren lässt. 😉

Der Radweg führt nach 16 km direkt durch den Ort. Gleich an der Kreuzung ein Hinweis auf ein Hotel. Erst mal in der Bar an der Kreuzung was Kaltes trinken. Ich frage den Wirt nach einer Unterkunft. Er deutet auf ein B&B-Quartier eine Querstraße weiter. Und – ich bekomme das letzte freie komfortable und gut riechende Zimmer. Prima! Erst mal duschen und dann den Popo entspannen.

Fazit: ein schöner Tag; aber um die Berge kommt auch ein Kanal nicht drum rum, er braucht halt nur 110 (!) Schleusen.

Bilder des Tages