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2015-07-08 Fünfundzwanzigster Tag Tonnerre

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Les Riceys – Tonnerre (Bourgogne)

Tatsächliche Route vom 08.07.2015

Tageskilometer: 51 km
Heutiger Tagesgesamtanstieg: 800 m
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 939 km

Gesamtstrecke: 50288 m
Maximale Höhe: 348 m
Minimale Höhe: 131 m
Gesamtanstieg: 798 m
Gesamtabstieg: -823 m
Download file: Les Riceys - Tonnerre.gpx

Die Champagne liegt hinter mir. Ich bin in im Weinanbaugebiet Burgund.

My Camino

Heute Nacht sind nach Tagen großer Hitze die Temperaturen gefallen. Das ist sehr angenehm. Der Himmel zeigt sich heiter bis wolkig. Auch fallen hin und wieder ein paar Regentropfen. Das ist aber kaum der Rede Wert.

Das Frühstück blieb hinter der Qualität des sonst sehr guten Hotels leider etwas zurück. Eigentlich ist alles sehr gut, doch aufgebackene Baguettes hab ich nun wirklich in dieser Hotel-Kategorie nicht erwartet. Bei der Bezahlung wird meine MC nicht akzeptiert. Gut, dass ich gestern meine Barreserven aufgefüllt habe. Nach Rücksprache mit meiner Bank ist aber mit der MC alle ok. Im Ort finde ich noch einen Geldautomaten – auch der will meine EC nicht. Bis zum Abend hat sich aber alles aufgeklärt. Vermutlich ist das Bergdorf heute Morgen datentechnisch von der Außenwelt abgeschnitten. Zu guter Letzt drückt’s etwas am linken Oberschenkel. Kontrollgriff: Ah, ich habe den Hotel-Schlüssel vergessen abzugeben. Also kurz wenden. Der hilfsbereite Wirt schaut etwas irritiert aus dem Fenster, als ich wieder auflaufe, aber als ich ihm den Schlüssel zeige …

Die Sache mit der MC und dem Schlüssel sind heute Morgen nicht die einzigen kleinen Startprobleme. Es tauchen noch zwei weitere auf der Strecke auf …

Nach dem kleinen Fehlstart mit dem Schlüssel komme ich die ersten km gut voran. Die Ortsteile Ricey-Bas, Richey-Haut-Rive, Richey-Haut sind schnell durchfahren. Hier – wie in anderen Orten der Champagne – gibt es sowohl verlassene und verfallende Häuser als auch prächtig herausgeputzte Weingüter. Im Straßenbild sehe ich heute morgen überwiegend ältere Menschen oder Weinbauern mit großen Spezialtraktoren oder Ihren Jeeps.

Am Ende von Les Ricey nehme ich eine Abzweigung zu früh. Mit Hilfe des Navi ist das jedoch trotz des Anstiegs schnell korrigiert. Jetzt wird’s ernst. Es geht bergauf und die „befestigte Straße“ ist sehr grob  befestigt. Da ist zwischendurch immer mal wieder Schieben angesagt. Bei 17°C bis 25°C ist das aber deutlich einfacher als bei über 35 °C der vergangenen Tage.

Die Strecke durch Wald du Felder habe ich gewählt, weil Sie insgesamt die geringsten Steigung hat. Mit „befestigten Straßen“ habe ich bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Aber hier wird’s heute echt hart. Es liegen Schotterbrocken in der größe von halben Backsteinen auf der Piste und teilweise haben im Wald die Holzrückmaschinen die Gleise bis zu einem halben Meter ausgefahren. So komme ich mit größter Konzentration trotzdem relativ langsam voran. Gerade als ich im Navi-Kartenausschnitt nach Alternativen parallel zur Streckenführung suche, wird die Straße viel besser. Also bleibe ich zunächst bei der geplanten Route.

Die bessere Straße ist nach 2 km schon wieder zu Ende. Und ich fahre Waldwege und treffe zwei Füchse. Dann der Hammer: als ich fast durch den Wald bin: Ein schwer verschlossenes Gatter. Es wär an dieser Stelle nur noch 1 km Wald gewesen. Ich überlege kurz ob ich absattele und über’s Gatter klettere … – aber den Gedanken verwerfe ich sofort wieder. Ich entscheide zurück zu fahren und das Waldstück zu umfahren. Macht einen Umweg von ca. 6 bis 7 km mit einer Talfahrt und anschließender knackiger Steigung aus. So ist das halt beim pilgern. Ich bleibe gelassen.

Währen des Umwegs plane ich mit den Navi-Ansichten nun doch einen alternativen Streckenverlauf über Landstraßen. Die Bauern sind hektisch mit Ihren Mähdreschen unterwegs, da der Himmel nach Regen aussieht, der bleibt aber aus. Es ist allerdings zwischendurch windig – natürlich meistens Gegenwind.

Auf den Landstraßen komme ich grundsätzlich besser voran. Allerdings gibt’s reichlich Steigungen und Talfahrten und wieder Steigungen und wieder Talfahrten. Viele Steigungen fahre ich durch. Einige schiebe ich streckenweise. Meine Wasservorräte nehmen drastisch ab. Nach 28 km in Villon ist das Wasser alle. Ich frage einen Mann auf einem Hof höflich nach Leitungswasser. Hier kommt wohl so oft kein bepackter Radfahrer vorbei. Meine Wasserflaschen sind schnell aufgefüllt. Er interessiert sich für meinen Weg und mein Tagesziel. Er ruft seine Frau, die spricht englisch und beide schlagen mir am Navi vor meine Strecke etwas zu korrigieren und der „Yellow-Line“ zu folgen. Ich nehme den Rat gerne an. Jetzt geht’s noch mal heftig bergauf. Der Gegenwind bläst zwischendurch recht kräftig. Aber dann folgt eine sehr schöne lange Abfahrt. Dann wieder bergauf usw. usw. Die „Yellow-Line“ nähert sich dann 7 km vor dem Tagesziel meiner ursprünglich geplanten Streckenführung.

Herrlich – es geht die letzten 7 km am Kanal entlang. Ich denke ich bin doch der typische Flusstal-Fahrradfahrer. 😉

Der Kanal fasziniert mich mit seinem Betrieb, den lebenden echten Schleusenwärtern, die die Schleusentore mit Ihrer Muskelkraft bedienen und die Bote und Jachten passieren lassen – wunderschön. Die letzten 7 km am Kanal auf dem sehr guten „befestigten Weg“ vergehen natürlich blitzschnell.

Als ich um 16:45 Uhr im Hotel absattele, bin ich froh die heutige Strecke mit immerhin fast 800 m (!) Gesamtanstieg und der einen oder anderen Widrigkeit  gut hinbekommen habe. Zur Belohnung bestelle ich mir einen halben Liter Bier. Als ich kurz danach auf dem Bett liege und die Schwere des Biers wieder aus den Beinen verschwindet, bin ich zufrieden und glücklich.

Danach gehe ich beim Araber Wasser, Schinken, Käse und Obst kaufen. Vorher hebe ich mit meiner EC Geld ab und siehe da: es funktioniert wieder.

Sitze neben dem Hotel in der Taverne, habe W-LAN, blogge und trinke Bier und Kaffee. Es ist jetzt 21:30 Uhr und ich überlege, ob ich morgen ein Tag Pause mache oder weiterfahre. Alternativ bietet sich mir auch an nur eine kurze Strecke bis Chablis zu fahren.

Bilder des Tages

 

2015-07-07 Vierundzwanzigster Tag via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Troyes via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Tatsächliche Route vom 07.07.2015

Tageskilometer: 52 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 888 km

Gesamtstrecke: 51783 m
Maximale Höhe: 191 m
Minimale Höhe: 118 m
Gesamtanstieg: 398 m
Gesamtabstieg: -369 m
Download file: Troyes-Riceys.gpx

 My Camino

Im Hotel kommt während des – bis auf den Kaffee – wirklich guten Frühstücks die Inhaberin und interessiert sich für mein velo und My Camino. Sie hatte gestern schon mit mir telefoniert.

Nach dem Frühstück sind erst mal die kleineren Reparaturen am Fahrrad dran: Schutzbleche richten und Geschwindigkeitssensor wieder montieren.  Dann noch etwas Bargeld ziehen. Wer weiß, ob’s in den Weinbergen Geldautomaten gibt. Und dann vor dem Losfahren unbedingt Martha, meine Schwiegermutter anrufen und zum Geburtstag gratulieren.

Am Geldautomaten spricht mich eine ältere Französin an und fragt nach meiner Reise. Startort, Zielort, Nation, Wie viel km bis heute, Motivation usw. Zum Schluss verabschiedet Sie sich mit „bon voyages“ und unter staunendem Kopfnicken mehrfach mit Chapeau, Chapeau Monsieur.

Ich fahre noch mal zur Altstadt um noch ein zwei Fotos bei anderem Licht und Sonnenstand als gestern zu machen. Die Kirchen sind zu und die Tourist-Information öffnet erst um 10 Uhr. So fahre ich los. Unterwegs optimiere ich nach einem heftigen Schlagloch noch mal die vordere Schutzblechausrichtung. Auch die Luft meiner Reifen prüfe ich an einem Automaten an der Strecke.

Auf der D671, die an zahlreichen Seen und Campingplätzen vorbei führt, komme ich gut voran.

In Les Vaudes gibt erst kühles Wasser und ein paar Meter weiter sehr guten Kaffee. Der Kaffee tut nach dem schwarzem Wasser im Hotel heute morgen sehr gut. Die Inhaberin fragt nach My Camino … Während ich in der Bar auf dem Bürgersteig am Zebrastreifen sitze, bewölkt sich kurz der Himmel. Es fängt an zu regnen. Der Regen verdunstet bevor er auf dem Boden oder auf meinen Packtaschen angekommen ist. Nach zwei Minuten ist der Regen vorbei und die Sonne macht Ihren 35 °C  Job.

In Bar-sur-Seine bin ich bei der Hotelsuche nicht erfolgreich. Alle Hotels ausgebucht. Ich trinke was und mache Mittag in einem Crepe-Restaurant.  Vorspeise Crepe, Hauptgang Crepe, Nachspeise Crepe.

Dann fahre ich in die Weinberge weiter in Richtung Riceys. Ich überquere die junge Seine. Danach geht’s langsam  bergauf. Die Getreidefelder nehmen ab und die Weinberge zu. Der Anstieg ist mit über 400m ganz ordentlich. Ich bin ausgeruht und fahre alle Kuppen durch. Bin froh als ich am Hotel ankomme. Bin noch froher, das der Wirt ein Zimmer frei hat. Das Zimmer ist eine Suite – super komfortabel. Der Preis ist allerdings ordentlich. Ich trinke drei kalte Mineralwasser, parke mein Fahrrad und nehme ein entspannendes Bad.

Zum Abendessen gibt’s zwei Äpfel, die ich gestern am späten Abend noch beim Araber gekauft habe.

Morgen geht’s mit dem Fahrrad weiter in Richtung Tonnerre (Bourgogne).

Bilder des Tages