Schlagwort-Archive: Tonnerre

2015-07-09 Sechsundzwanzigster Tag Chablis

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Tonnerre –  Chablis

Tatsächliche Route vom 09.07.2015

Tageskilometer: 22 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 961 km

Gesamtstrecke: 21583 m
Maximale Höhe: 285 m
Minimale Höhe: 125 m
Gesamtanstieg: 337 m
Gesamtabstieg: -325 m
Download file: Tonnerre-Chablis.gpx

My Camino

Heute und morgen sind an Stelle eines Ruhetages nur kurze Etappen geplant. Heute bis Chablis:

Nach dem Frühstück geht’s ordentlich bergauf. Die Temperatur ist mit deutlich unter 30 °C sehr angenehm. Der Himmel ist blau-weiß. Die ca. 3,5 km lange Steigung beginnt schon im Ort und hat 6% bis 10 %, so dass ich längere Zeit schiebe.  Die anschließende 2 km lange Abfahrt tut danach natürlich gut. Die nächste Steigung ist auch 3,5 km lang, da kann ich weite Bereiche fahren – nur über die Kuppe schiebe ich wegen der Kondition und des überwältigenden Rundblicks. Die Qualität des Weges ist heute gut. Das erste Stück auf der D944a/944 hat mässigen Autoverkehr. Ich schiebe weitgehend auf der linken Seite. Nur in manchen Kehren wechsele ich auf die rechte Seite, da mich sonst die Autofahrer in den engen Kurven zu spät sehen. 4,3 km nach dem Start geht’s aber auf sehr verkehrsarmen Straßen weiter. 17 km lang eine sehr schöne Strecke durch Felder und Weinberge und tendenziell immer schön bergab. Die kleineren Steigungen zwischendurch schaffe ich ohne außer Atem zu kommen. Kurz vor Chablis in Chichée mache ich punkt 12 Uhr Mittag, kaufe ein halbes Baguette und fülle meine Wasservorräte auf.

Kurze Zeit später komm ich nach Chablis, dem heutigen Tagesziel. Mein Zimmer im Hotel ist noch nicht fertig. Ich bin bei der kurzen Strecke heute früh dran. Eine gute Gelegenheit sich in dem Touristen-Örtchen um zu schauen und Vitamine und Coffein nach zu schieben.

Heute ist außerdem Waschtag. Duschen sowieso. Und die weitere Strecke planen stehen auf dem Programm. Inzwischen sind’s auch wieder über 30°C.

Morgen fahre ich von Chablis nach Chams-Sur-Yonne und übernachte in La Cour Barrée. Das ist über den Fluss Yonne noch mal einen Ort weiter. So ist jedenfalls der Plan. Die erste Steigung ist 1,7 km und die zweite Steigung ist 6 km lang. Dann folgen hoffentlich gut 10 km Abfahrt. Ob die Fahrt über die D62 so realisierbar ist oder ob ich unterwegs um plane, werden wir sehen …

Bilder des Tages

2015-07-08 Fünfundzwanzigster Tag Tonnerre

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Les Riceys – Tonnerre (Bourgogne)

Tatsächliche Route vom 08.07.2015

Tageskilometer: 51 km
Heutiger Tagesgesamtanstieg: 800 m
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 939 km

Gesamtstrecke: 50288 m
Maximale Höhe: 348 m
Minimale Höhe: 131 m
Gesamtanstieg: 798 m
Gesamtabstieg: -823 m
Download file: Les Riceys - Tonnerre.gpx

Die Champagne liegt hinter mir. Ich bin in im Weinanbaugebiet Burgund.

My Camino

Heute Nacht sind nach Tagen großer Hitze die Temperaturen gefallen. Das ist sehr angenehm. Der Himmel zeigt sich heiter bis wolkig. Auch fallen hin und wieder ein paar Regentropfen. Das ist aber kaum der Rede Wert.

Das Frühstück blieb hinter der Qualität des sonst sehr guten Hotels leider etwas zurück. Eigentlich ist alles sehr gut, doch aufgebackene Baguettes hab ich nun wirklich in dieser Hotel-Kategorie nicht erwartet. Bei der Bezahlung wird meine MC nicht akzeptiert. Gut, dass ich gestern meine Barreserven aufgefüllt habe. Nach Rücksprache mit meiner Bank ist aber mit der MC alle ok. Im Ort finde ich noch einen Geldautomaten – auch der will meine EC nicht. Bis zum Abend hat sich aber alles aufgeklärt. Vermutlich ist das Bergdorf heute Morgen datentechnisch von der Außenwelt abgeschnitten. Zu guter Letzt drückt’s etwas am linken Oberschenkel. Kontrollgriff: Ah, ich habe den Hotel-Schlüssel vergessen abzugeben. Also kurz wenden. Der hilfsbereite Wirt schaut etwas irritiert aus dem Fenster, als ich wieder auflaufe, aber als ich ihm den Schlüssel zeige …

Die Sache mit der MC und dem Schlüssel sind heute Morgen nicht die einzigen kleinen Startprobleme. Es tauchen noch zwei weitere auf der Strecke auf …

Nach dem kleinen Fehlstart mit dem Schlüssel komme ich die ersten km gut voran. Die Ortsteile Ricey-Bas, Richey-Haut-Rive, Richey-Haut sind schnell durchfahren. Hier – wie in anderen Orten der Champagne – gibt es sowohl verlassene und verfallende Häuser als auch prächtig herausgeputzte Weingüter. Im Straßenbild sehe ich heute morgen überwiegend ältere Menschen oder Weinbauern mit großen Spezialtraktoren oder Ihren Jeeps.

Am Ende von Les Ricey nehme ich eine Abzweigung zu früh. Mit Hilfe des Navi ist das jedoch trotz des Anstiegs schnell korrigiert. Jetzt wird’s ernst. Es geht bergauf und die „befestigte Straße“ ist sehr grob  befestigt. Da ist zwischendurch immer mal wieder Schieben angesagt. Bei 17°C bis 25°C ist das aber deutlich einfacher als bei über 35 °C der vergangenen Tage.

Die Strecke durch Wald du Felder habe ich gewählt, weil Sie insgesamt die geringsten Steigung hat. Mit „befestigten Straßen“ habe ich bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Aber hier wird’s heute echt hart. Es liegen Schotterbrocken in der größe von halben Backsteinen auf der Piste und teilweise haben im Wald die Holzrückmaschinen die Gleise bis zu einem halben Meter ausgefahren. So komme ich mit größter Konzentration trotzdem relativ langsam voran. Gerade als ich im Navi-Kartenausschnitt nach Alternativen parallel zur Streckenführung suche, wird die Straße viel besser. Also bleibe ich zunächst bei der geplanten Route.

Die bessere Straße ist nach 2 km schon wieder zu Ende. Und ich fahre Waldwege und treffe zwei Füchse. Dann der Hammer: als ich fast durch den Wald bin: Ein schwer verschlossenes Gatter. Es wär an dieser Stelle nur noch 1 km Wald gewesen. Ich überlege kurz ob ich absattele und über’s Gatter klettere … – aber den Gedanken verwerfe ich sofort wieder. Ich entscheide zurück zu fahren und das Waldstück zu umfahren. Macht einen Umweg von ca. 6 bis 7 km mit einer Talfahrt und anschließender knackiger Steigung aus. So ist das halt beim pilgern. Ich bleibe gelassen.

Währen des Umwegs plane ich mit den Navi-Ansichten nun doch einen alternativen Streckenverlauf über Landstraßen. Die Bauern sind hektisch mit Ihren Mähdreschen unterwegs, da der Himmel nach Regen aussieht, der bleibt aber aus. Es ist allerdings zwischendurch windig – natürlich meistens Gegenwind.

Auf den Landstraßen komme ich grundsätzlich besser voran. Allerdings gibt’s reichlich Steigungen und Talfahrten und wieder Steigungen und wieder Talfahrten. Viele Steigungen fahre ich durch. Einige schiebe ich streckenweise. Meine Wasservorräte nehmen drastisch ab. Nach 28 km in Villon ist das Wasser alle. Ich frage einen Mann auf einem Hof höflich nach Leitungswasser. Hier kommt wohl so oft kein bepackter Radfahrer vorbei. Meine Wasserflaschen sind schnell aufgefüllt. Er interessiert sich für meinen Weg und mein Tagesziel. Er ruft seine Frau, die spricht englisch und beide schlagen mir am Navi vor meine Strecke etwas zu korrigieren und der „Yellow-Line“ zu folgen. Ich nehme den Rat gerne an. Jetzt geht’s noch mal heftig bergauf. Der Gegenwind bläst zwischendurch recht kräftig. Aber dann folgt eine sehr schöne lange Abfahrt. Dann wieder bergauf usw. usw. Die „Yellow-Line“ nähert sich dann 7 km vor dem Tagesziel meiner ursprünglich geplanten Streckenführung.

Herrlich – es geht die letzten 7 km am Kanal entlang. Ich denke ich bin doch der typische Flusstal-Fahrradfahrer. 😉

Der Kanal fasziniert mich mit seinem Betrieb, den lebenden echten Schleusenwärtern, die die Schleusentore mit Ihrer Muskelkraft bedienen und die Bote und Jachten passieren lassen – wunderschön. Die letzten 7 km am Kanal auf dem sehr guten „befestigten Weg“ vergehen natürlich blitzschnell.

Als ich um 16:45 Uhr im Hotel absattele, bin ich froh die heutige Strecke mit immerhin fast 800 m (!) Gesamtanstieg und der einen oder anderen Widrigkeit  gut hinbekommen habe. Zur Belohnung bestelle ich mir einen halben Liter Bier. Als ich kurz danach auf dem Bett liege und die Schwere des Biers wieder aus den Beinen verschwindet, bin ich zufrieden und glücklich.

Danach gehe ich beim Araber Wasser, Schinken, Käse und Obst kaufen. Vorher hebe ich mit meiner EC Geld ab und siehe da: es funktioniert wieder.

Sitze neben dem Hotel in der Taverne, habe W-LAN, blogge und trinke Bier und Kaffee. Es ist jetzt 21:30 Uhr und ich überlege, ob ich morgen ein Tag Pause mache oder weiterfahre. Alternativ bietet sich mir auch an nur eine kurze Strecke bis Chablis zu fahren.

Bilder des Tages