Schlagwort-Archive: VITRY LE FRANCOIS BHF

2015-07-06 Dreiundzwanzigster Tag Troyes

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Habe auf Grund der extremen Wetterlage kurzfristig um geplant.

Etappe Bar-le-Duc – Troyes

Tatsächliche Route vom 06.07.2015

Tageskilometer: 253 km – 5 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 836 km

Gesamtstrecke: 253596 m
Maximale Höhe: 320 m
Minimale Höhe: 96 m
Gesamtanstieg: 662 m
Gesamtabstieg: -646 m
Download file: Bar-le-Duc - Troyes.gpx

Fahrplan Voyages-sncf.com

13h33 BAR LE DUC  TER 39106
13h56 VITRY LE FRANCOIS BHF

14h15 VITRY LE FRANCOIS BHF TER 39805
15h17 CHAUMONT BHF

15h24 CHAUMONT BHF  TER 1542
16h16 TROYES BHF

My Camino

Die Kreuz- und Quer-Fahrt mit dem Zug habe ich aus mehreren Gründen gewählt: Die Streckenführung erlaubte ein „kreuzen“ in die Region Champagne -Ardenne ohne zentral über Paris fahren zu müssen. Außerdem ist es den hohen Temperaturen > 35°C und den zahlreichen Hügeln sowie meiner Form geschuldet, dass ich für diesen Abschnitt den Zug nehme. Nicht zuletzt führt diese Strecke in historisch interessante Städte, nämlich Bar-de-Luc und Troyes.

Nach dem Frühstück hole ich am Bahnhof die vor gebuchte Fahrkarte („billet„) ab. Das geht problemlos. Eine charmante Französin bedient mich. Ich zeige ihr den Buchungscode in der Bestätigungsmail auf meinem Smartphone und schon rattert der Drucker los und spuckt mein billet aus.

Ich schaue mich auf dem Bahnhof („gare„) noch etwas um, suche und finde mein Gleis F („voie F„). Mit dem Fahrstuhl komme ich später dort einfach hin.

Am Vormittag fahre ich nochmal in die Altstadt von Bar-de-Luc. Ich finde den gestern schon gesehenen Fahrradladen, um die Luft meiner Reifen zu prüfen. Doch der Laden ist heute zu. So kann ich innehalten und habe Muße die Stadt und die Menschen an zu schauen.

Bis zur Abfahrt ist noch zeitlicher Spielraum. Ich kaufe in der Altstadt beim Metzger und Bäcker Proviant für die Reise. Ich wähle Schinken im Darm – eine echte Delikatesse und natürlich ein Baguette. Übrigens mindestens jeder zweite Passant trägt um diese Zeit ein Baguette mit sich.

Am Bahnsteig bin ich rechtzeitig und schaue mir das Geschehen an. Das Einsteigen mit 18 kg Gepäck auf dem Hinterrad ist in die älteren TER-Züge nicht so einfach. Drei Stufen hoch und der Lenker ist breiter als die Tür. Das kenne ich ja schon von unseren alten ICE-Zügen. Nur ich glaube diese Zug-Exemplare sind noch enger, die stammen halt noch aus einer anderen Zeit. Es gibt ein Fahrradabteil aber da rein zu kommen, erfordert schon etwas Phantasie.

Ich kann schon eine halbe Stunde vor Abfahrt einsteigen, da der Zug hier startet. So habe ich genug Zeit meine gerade in der Altstadt erworbenen Delikatessen nach Holzfäller-Art zu genießen. – Super!

Kurz nach meiner Brotzeit kommt Manu, eine junge zierliche französische Lehrerin mit Ihrem Mountainbike und Gepäcktaschen am Vorder- und Hinterrad. Der Lenker ist noch etwas breiter als der von meinem Trekking-Fahrrad. Zu zweit kriegen wir auch ihr Rad in das Fahrradabteil. Manu spricht natürlich Englisch und so kommen wir über unsere Reisen ins Gespräch. Manu hat jetzt acht Wochen frei und ist alleine auf den Weg in die Bretagne. Ihr Freund ist kein Lehrer, hat weniger Urlaub und muss arbeiten – c’est la vie. Wir reden noch über My Camino und schon muss ich aussteigen. Manu hilft mir und so geht rückwärts gut raus.

Die nächsten beiden Züge sind moderne Nahverkehrsbahnen. Hier ist das Ein- und Aussteigen stressfrei möglich. In  Vitry le Francois  gibt’s für den Bahnsteigwechsel auch Fahrstühle. Allerdings in Chaumont  und Troyes nicht. In Chaumont  sind außerdem die Treppen sehr steil und lang. Runter komme ich voll konzentriert gut. Nur rauf wär’s ohne abzusatteln – trotz Test und Training in Dinslaken – nicht gegangen. Zum Absatteln reichte aber die Zeit nicht. Ich hasste ohne Rad die Treppe zum Gleis rauf und kann den Zugführer tatsächlich motivieren mit mir zusammen mein Fahrrad mit Gepäck hoch zu tragen. Dann kommt auch noch ein zweiter Uniformierter zur Hilfe. MERCI! Ich bin kaum drin und der Zug fährt los.

Unterwegs steigt ein Fahrrad-Nomade zu. Der hat jedenfalls mit seinem eigenem Gewicht keine Probleme mehr.

Während des Umsteigens macht es neben mir plötzlich klack – klack. Ich schaue auf mein Fahrrad und sehe neben dem Vorderrad die zwei Einzelteile und die zerstörte Gummibandhalterung meines Geschwindigkeitssensors liegen. Ok, das lässt sich wieder reparieren. Mach‘ ich morgen früh mit meiner Allzweck-Kabelbindern. Die alten TER-Züge – da bleibt man hier und da hängen. Das Schutzblech muss ich sowieso richten. Aber das kenn‘ ich ja schon von meinen IEC-Zugfahrten in Deutschland.

Es ist sehr warm im Zug. Ich gehe mal in einen anderen Zugabschnitt zum Pinkeln. Was ist das? Hier ist es sehr schön kühl. Aha – auch in Frankreich haben die Züge Probleme mit der Klimaanlage.

In Troyes habe ich mit der Treppe ein ähnliches Problem. Runter geht, rauf nicht so gut – wobei hier die Treppen nicht so extrem steil sind. Spontan helfen mir zwei junge Franzosen die Treppe rauf. – MERCI!

Der Weg zum Hotel ist in Troyes schnell erledigt. Allerdings hat die Rezeption zu. Unterwegs im Zug hat das Hotel bei mir angerufen und Bescheid gegeben, dass das mit dem Fahrrad-Unterstand („velo-garage„) klar geht und gefragt um wie viel Uhr ich komme. Wir einigen uns auf 17 Uhr. Ok Sicherheit muss sein und ich bin eine halbe Stunde zu früh. Nebenan gibt’s beim Araber aber Obst und gekühlte Getränke.

Die Altstadt von Troyes sieht wie ein Champagnerkorken aus und ist alleine schon eine Reise wert. Vom Hotel sind es hin und zurück ca. 3 km und so mache ich eine kleine Nachtwanderung. 😉

Die ganze Altstadt ist ein Fachwerktraum auf der einen Seite und eine einzige Kneipe auf der anderen. Ich nehme einige Bier und esse eine Kleinigkeit. Am Hotel hat der Araber noch offen. Ich kaufe noch etwas Obst und kühles Wasser.

Heute bin ich fast mehr gelaufen als Fahrrad gefahren. Bisher habe ich alles mit eigener Kraft von zu Hause aus geschafft. Außer dem heutigen Tag! Das tut zwar ein bisschen weh; aber Gesundheit geht nun mal vor – da muss ich mir nichts beweisen. Morgen geht’s endlich wieder auf’s Rad: der jungen Seine entlang und in die Weinberge der Champagne.

Bilder des Tages