Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.
Etappe Pont-á-Mousson – Méréville
Tatsächliche Route vom 29.06.2015
Tageskilometer: 52 km
Streckenabschnitt insgesamt: 723 km
Maximale Höhe: 285 m
Minimale Höhe: 180 m
Gesamtanstieg: 564 m
Gesamtabstieg: -514 m
Das war bisher die anstrengendste Etappe. 17 km Steigung am Stück (!), über 30°C im Schatten und jede Menge Ozon im Bereich Nancy zeigen mir am vorletzten Hügel klar meine Grenzen! Bis auf wenige Schritte bin ich zwar die Steigungen durchgefahren, lufttechnisch spürte ich aber den Sauerstoffmangel. Mehrere Trink- und Erholungspausen sind im extrem knappen Schatten nötig. Aber bei er Abfahrt gab’s kühlen Fahrtwind. 😉
Fix und Foxi komme ich im Hotel an. Meine Stimme ist auf Grund der Anstrengung verändert. Der zuvorkommende Kellner bringt mir einen Liter kaltes „eau minérale gazeuse“ und etwas Salzgebäck und meinte freundlich: ich solle mal auch meinen Salzhaushalt ausgleichen.
Ruhetag am 30.06.2015 in Méréville
Bevor es in die Berge geht und nach der anstrengenden Etappe am 29.06.2015 ist heute Ruhetag.
Auch hier ist das Frühstücks-Buffett europarisiert und sehr gut. Ich frühstücke auf der Terassse. Lediglich der Kaffee erinnert an deutschen Gaststätten-Kaffee aus der alten Zeit.
Das Hotel hat einen Wäscheservice – Super!
Das Fahrrad ist schnell gewartet und so kann ich mich prima erholen.
Das Hotel hat einen Pool. – Super bei über 30° C und blauen Himmel.
Zum Mittag gibts einen Power-Nussriegel mit Hinblick auf das Menü heute Abend.
Die Router und Accesspoints im Hotel benutzen veraltete SSL-Protokolle, so hab ich zunächst auch Pause mit W-LAN und Internet.
Erst als ich heute gegen Abend Lust habe mich damit auseinanderzusetzen, konfiguriere ich den Firefox temporär so, dass ich Zugang bekomme.
Die für den heutigen Ruhetag vorgesehene Korrektur meiner Tippfehler der zurückliegenden Beiträge muss warten. Vor lauter Ausruhen bin ich dazu nicht gekommen – und vom Hamsterrad hat ich ja schon genug in diesem Leben. 😉
Morgen am 01. Juli 2015 soll’s richtig heiß werden > 35°C. So tüftele ich an einem Routenverlauf nach Tour mit möglichst moderaten Steigungen. Aber das Tal wird so eng, dass man auf die Hügel ausweichen muss. Wir werden sehen …
Jetzt geh ich auf der Terrasse des Hotels mehrgängig essen. Das Huhn gestern war sehr überzeugend. Heute der Lachs ebenfalls. Bemerkenswert auch der Linsensalat. Ja, ja das französische Essen und die französischen Frauen – irgendwie anders.
My Camino
Das Frühstück „Petit-déjeuner buffet à volonté“ bei Enzo ist sehr gut. Um 9:30 Uhr sitze ich im Sattel. Meine Etappe führt nochmal am Marktplatz und Rathaus vorbei. Dann fahre ich einen schmalen Pfad an Mosel und später an einem Moselkanal entlang. Es wird immer mehr Cross & Quer. Und plötzlich wird der Pfad nach ca. 7 km zum Wiesenweg und dann ist Schluss. Der Übergang ist eine 50-stufige steile Treppe.
Also ich gehe erst mal ohne Rad hoch: die Lage und weitere Streckenführung abschätzen. Oben ist eine Industriestraße und ein Industriegleis. Einige Meter weiter geht die Treppe auf der anderen Seite auch wieder nach unten. Mit Gepäck und Fahrrad ist mir die Treppe zu steil. Also absatteln, Gepäck auf zwei mal einzeln hochtragen. Und dann das Fahrrad hochtragen. Es sind mittlerweile knapp 30°C. Oben wieder aufsatteln. Also die 4 x 50 Stufen hab ich geschafft – geht doch. Dann Kräfte sammeln, Herzfrequenz runter, Trinkpause und Navi checken und eine alternative Route über die Straße wählen.
Dank Navi ist die richtige Straße D677 schnell erreicht. Darauf komme ich gut voran. Teilweise ist ein Fahrradweg am Rand der D677 vorhanden. Später fahre ich die D10 und D40 weiter.
Unterwegs in einer kleinen Stadt kaufe ich kaltes Wasser nach. In einer Bäckerei ein Mini-Baguett für 48 Cent. Die beiden Bäckerinnen sehen aus, als als kommen sie gerade vom Laufsteg – ja, ja … Mittag mache ich auf einer Bank im Schatten. Mir fällt dabei der schöne und bunte Blumenschmuck auf vielen Plätzen und an vielen Brücken wiederholt angenehm auf.
In Nancy will ich wegen bevorstehenden Steigungen nicht pausieren. Ich habe mir wegen der dort oft vorhandenen Radwege zuerst die D400 und später die D570 als Umfahrung ausgesucht. Zwischendrin führt die von mir im November 2014 bereits geplante Etappe durch verkehrsarme Siedlungsstraßen. Es geht jedoch unentwegt 17 km bergan. Am vorletzten Hügel ist die Steigung 12% und das über 1 km. Die schicken französischen Rennfahrer steigen aus dem Sattel und fahren den Abschnitt locker durch. – Respekt! Mich haut das dann kurz vorm Ziel doch aus den Socken. Ich setze mich in die Böschung in den knappen Schatten. Trinke mein warmes Wasser und versuche wieder normal Luft zu bekommen. Dauert aber länger als sonst. Ich denke: dann legst Du Dich in Gras. Das hilft – war aber trotzdem keine gute Idee, denn zwei Rennfahrer sehen das, kehren nach wenigen Metern um und fragen, ob es mir gut geht oder ich Hilfe brauche – „ca va“ – „ca va„. Dazu kommt eine Autofahrerin mit „eau minérale“ und fragt, ob ich Wasser oder Hilfe brauche. Gegenüber auf der Straßenseite hält ein weiter Autofahrer und bietet Hilfe an. Ich stehe schnell auf, um die Situation wieder zu entspannen. Danke an die spontan hilfsbereiten Menschen in Frankreich!
Mir ist etwas hohl im Kopf bar der Ereignisse der letzten Minuten, schiebe sicherheitshalber einige Meter und sitze kurze Zeit später wieder auf. Jetzt geht’s endlich bergab. Der Fahrtwind kühlt. Da zeigt sich der letzte Hügel für heute. Ich halte kurz vor der Kuppe lieber an und schiebe ein paar Meter. Der Rest der Strecke geht bergab oder ist eben. Trotzdem brauche ich volle Konzentration, den die Mosel ist auch hier stark verästelt. Ich will jetzt nur noch ohne Umwege ankommen und die richtigen Radwege zu dem Dorf Méréville erwischen. Da noch 1.000 m, noch 500 m, noch 100 m eine letzte Kuppe – geschafft – fix und foxi aber da!
Morgen ist Ruhetag!