Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.
Es geht weiter die letzte Etappe für diese Fahrt an der Loire entlang.
Etappe Gien – Orléans
Tatsächliche Route vom 18.07.2015
Tageskilometer: 84 km
Tageskilometer Stadtrundfahrten: 6 km + 6 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.430 km.
Maximale Höhe: 153 m
Minimale Höhe: 96 m
Gesamtanstieg: 510 m
Gesamtabstieg: -512 m
Ruhetag 19.07.2015 Orléans
Ein Hauptziel ist erreicht. Ich bin in Orleáns: glücklich, gesund und tief bewegt.
In der Nacht hat es sich endlich etwas abgekühlt, gewittert und geregnet. Heute am Ruhetag ist der Himmel bedeckt bis heiter und die Temperaturen sind etwas zahmer. Mein Zimmer hat sich auch nachts wunderbar abgekühlt. Ich schlafe länger und frühstücke heute spät.
Durch Orléans führt die Via Turonensis, der nördlichste der vier großen Jakobswege in Frankreich. Hier in Orléans war jahrhundertelang einer der Startpunkte in Frankreich neben Vézelay, Le Puy-en-Velay und Arles.
Am frühen Nachmittag fahre ich nochmal mit dem Fahrrad in die Stadt, nehme mir Zeit für ein gesundes Mittagessen mit Salat, Käse, Schinken, Brot, Wasser, Bier und Kaffee und besuche nochmal ausgiebig die Kathedrale. Alles was der Gustav so am freien Sonntag für die Glückshormone braucht.
Mein Pilgerausweis bekommt in der Kathedrale für diese Reise ein letzten Stempel. Etwas mehr als ein Pilgerpass ist voll. Die meisten Stempel stammen allerdings von den Unterkünften, da sie Kirchen unterwegs oft zu waren oder von einem Pilgerstempel nichts kannten. Eine kleine Stempel-Auswahl (12 von 48 ) stelle ich mal zu den Fotos von heute.
Ach ja, um die Jungfrau wollte ich mich ja heute auch noch kümmern. Die heilige Johanna heißt hier Jeanne d’Arc. Die schöne und stolze Frau sitzt mit Schwert auf einem Pferd. An dem Denkmal kommt man hier mindestens einmal am Tag vorbei. Leider wurde das kämpferische Mädchen nur 19 Jahre alt. Ein spannender Mythos.
So jetzt will ich noch die Abfahrt für Morgen vorbereiten. Hinweise zur Rückreise ab Montag findet ihr hier.
My Camino 18.07.2015 Gien – Orléans
Schon um 7:00 Uhr sitze ich beim französischen Frühstück. Es gibt gute Baguettes und immerhin Käse und gesalzene Butter. Auch an die Croissants habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Um 7:20 Uhr hole ich mein Fahrrad aus der verschlossenen „velo-garage“ und um 7:40 Uhr bin ich bei erfrischenden 14 °C auf der über 80 km langen Strecke.
Die ersten 6 km komme ich gut voran. Dann führt der Loire-Radweg und meine Navi-Planung auf einen fetten Umweg in die Hügellandschaft. Der Sinn hat sich mir nicht erschlossen. Trotzdem fahre ich die Hügel tapfer durch. Der Umweg umfährt praktisch das auf dem gegenüberliegende Ufer 1980 errichtete Kernkraftwerk in einem weitem Bogen. Danach geht’s wieder schön auf oder am Deich entlang.
Vormittags versteckt sich die Sonne hinter einigen Schäfchenwolken. So bleibt es lange bei 25° C. Ich komme gut voran. Schon bald erreiche ich das Schloss bei Sully-sur-Loire. Am Schloss treffe ich Daniel, den ich motiviere ein Foto mit dem Postkartenmotiv im Hintergrund von mir zu machen. Anschließend wechsele ich gegen 9:30 Uhr auch auf das rechte Ufer. Dort geht es sehr schön auf und hinter dem Deich sowie durch Wald und Feld weiter.
Zum Örtchen Saint-Bernoit-sur-Loire mache ich einen Abstecher – Volltreffer: Der Ort hat alles, was sich Gustav am Samstag morgen wünscht: Die Kirche ist offen, auch Bäcker, Metzger und Obsthändler haben geöffnet. Es gibt sogar einen Elektriker, der die passende Batterie für meine Maus hat. – Super! Ich kaufe Baguette, Wasser, Wurst und Äpfel. Dann setze ich mich vor dem kleinen Rathaus im Zentrum auf eine Bank im Schatten und vespere – was für ein Genuss! Die vorübergehenden Französinnen und Franzosen lächeln freundlich und wollwollend schauen mich und das bepackte Fahrrad an wünschen „bon appetit“ oder „bon voyages“ oder „courage„, ja und es ist sogar wieder ein „buen camino“ dabei. Das sind die Momente da fühlt man sich als Europäer und Pilger. Glücklich sitze ich auf der Bank und genieße das Leben. Zum Schluss besuche ich die Kirche der Benediktiner.
Aber ich muss weiter. Es sind noch über 40 km. Während meiner Vesper ist die Sonne raus gekommen und das Thermometer zeigt wieder über 30 ° C an. Nach einigen Kilometern steigen die Werte auf über 35 °C. Also in Châteauneuf-sur-Loire die nächste Trinkpause anpeilen und erst mal einen Kaffee. Nach der Trinkpause fahre ich planmäßig über die Loire wieder auf die linke Seite.
Auf und am Deich entlang trete ich in die Pedale. Strecke machen. Ich komme gut vorn. Um trotzdem weder gegen die Uhr noch gegen den Tacho zu fahren, blende ich die digitalen Anzeigen aus und trete rein. Meine Beine spielen hervorragend mit. Es ist flach und der Gegenwind ist selten und schwach. Nur der A***h meldet sich immer öfter. Ich versuche den Druck auf den Po zwischendurch raus zu nehmen. Erst als die letzten 10 km anbrechen, schalte ich die digitalen Anzeigen wieder an. – Wie gesagt alles Kopfsache. Trinken nicht vergessen. Ich hab genug mit. Die Luft ist trocken. Ich fühle mich gut.
Da erscheint auch schon die Kathedrale von Orléans am Horizont. Am Fluss feiern die Franzosen Wochenende. Es wird gegrillt, gebadet und Boot gefahren. Endlich die Brücke – Aufstieg durchfahren und rüber. Die Brücke hat einen breiten Fahrradweg da kann ich zwischendurch anhalten und ein Foto machen. Die Abfahrt ist steil – ich fahre vorsichtig runter. Jetzt auf den letzten km nicht auf die F****e fliegen. Alles geht gut. Auf der riesigen Promenade mache ich im Schatten ein Trinkpause. Es sind noch 3 km bis zum Hotel.
Ich schiebe in die Stadt hoch durch wunderschöne Arkaden. Dort ist Schatten. Die Geschäfte sind noch auf. Die Französinnen shoppen. Ich setze mich in eine Bar und trinke ein kühles Bier und ein Wasser. Kurz danach bin ich Mitten im Zentrum. Ein riesiger Platz, nein ein riesiges Cafe. 1,5 km später bin im Hotel. Mein Zimmer ist noch nicht fertig. Ich kann absatteln und die Taschen schon ins Zimmer im Erdgeschoß bringen.
Ich habe mich schnell regeneriert und fahre noch mal ohne Gepäck in die Stadt. Trinke was, esse ein Eis und kaufe Getränke nach.
Als ich zurück komme lege ich mich aufs Bett. Mein Po hat sich schnell erholt. Meine Beine sind ok. Das Zimmer ist gut durchgewärmt und liegt auf der Sonnenseite. Heute muss es ohne Klimaanlage gehen. Während ich so schreibe, hat der Himmel sich zugezogen. Ich kann das Fenster öffnen. Mein Fahrrad steht direkt angeschlossen unter meinem Fenster. Ich sehe einige Regentropfen, die verdunsten bevor sie mein Fahrrad erreichen.
Morgen ist Ruhetag!