Eine wunderbarer Sommertag. Schon um 7 Uhr strahlend blauer Himmel. Das Hotel bietet ein wirklich reichhaltiges Frühstück. Da unsere Etappe heute nicht so lang ist, dehnen wir das Frühstück etwas aus und genießen den Blick bei blauem Himmel auf den Atlantik und die ersten Surfer. Erst gegen 10 Uhr satteln wir in der Tiefgarage auf und holen unsere Räder wieder auf positive Höhenmeter.
Die Fahrt durch das ordentlich wellige Hinterland der Jadeküste am Atlantik ist landschaftlich beeindruckend. Die zurückgelegten Höhenmeter sind für uns mit gut 500 m beachtlich. An zwei, drei Stellen müssen wir aus dem Sattel und ein kurzes Stück schieben. Landschaftlich sehen wir Wein- und Ackerbau und reichlich Wald. Es riecht wunderbar nach Meer und Fichtennadeln. Die Siedlungen bestehen oft auch aus Ferienhäusern und schönen Villen mit großen Gärten. Auf den asphaltierten Wegen kommen wir wegen der Steigungen langsamer als gedacht voran.
Im Ort Saint-Michel-Chef-Chef ist Markt direkt neben der Kirche. Wir schließen unsere Räder an und bummeln über den Markt. Auch hier eine beeindruckende Auswahl an hochwertigen Lebensmitteln. Bei der Gelegenheit schieben wir natürlich auch eine Kaffee-Pause ein. In der Kirche beginnt eine Hochzeit. Die Kirche Église Saint-Michel ist mit sehr vielen in Stein gemeißelten Jakobsmuscheln verziert. Eine wahre Muschel-Schwemme.
Nach 20 km machen wir Pause am idyllischen Hafen in Pornic. Wir erfreuen uns an den Postkartenmotiven. Ansichten live und in Farbe, wie aus dem Bilderbuch.
Die letzten 10 km enthalten neben dem steten auf und ab auch einige kürzere, sehr grobe Schotterstrecken. Gegen 15 Uhr sind wir am Tagesziel.
Walli geht zu Fuß durch den Ort und ergänzt dabei im Supermarkt unsere Vorräte. Ich kümmere mich um die Fahrräder. Beim Kurbeln unter starker Last knackt mein Rad. Also – Checkliste durchgehen. Ich vermute es sind die Pedale. Im Ort ist eine Fahrradwerkstatt, die am morgigen Sonntag ab 9:30 Uhr auf haben soll. Mal sehen, ob sich was machen und finden lässt.
Bilder des Tages
Samstag, 2. Juli 2016 Saint-Brevin-les-Pins – La Bernerie-en-Retz
20160702
20160702 La Bernerie-en-Retz
39 Photos
Unterkunft
Hôtel Spa du Beryl
55 Boulevard de l’Océan
44250 Saint-Brevin-les-Pins
Frankreich
Nach dem Frühstück satteln wir vor dem Hotel Voltaire Opera noch trocken auf. Beim Losfahren setzt leichter Sprühregen ein, der uns die ersten Kilometer begleitet. Wir fahren kurz zur Rue Voltaire und holen uns noch ein Baguette. Dann geht’s Richtung Hotel zurück und runter zum Loire-Arm Bras de la Madeleine. Am Loire-Radweg ölen wir noch kurz unsere Ketten nach und Walli bringt ihren Regenhut unter dem Helm zum Einsatz. Ab und zu wird der Sprühregen zur leichten Regenschauer.
Wir durchfahren nach der Altstadt Industriegebiete und Hafen. Nach ungefähr 5 km kommen wir unter der beindruckend hohen Brücke der Autobahn N844 durch. Nantes liegt inzwischen hinter uns. Wir fahren weitere 5 km an weiteren Industrieanlagen vorbei. Trotz Sprühregen kommen wir auf den Radwegen der Quais und der D107 gut voran. Der Regen hört nach 10 km auf. Es sind 18 °C und der Himmel bleibt grau in grau. Leider kein Fotografier-Wetter.
Nach Couëron mit seinem schönen kleinen Hafen erreichen wir über die D91 die Loire-Fähre. Die Fähre lässt uns ein letztes mal die Loire queren. Am anderen Ufer der Loire geht’s auf einem sehr schönen Radweg leicht wellig weiter. Anschließend radeln wir eine lange Strecke mal links und mal rechts vom Canal de la Martinière ebenso idyllisch weiter. Wir folgen den parallel angebrachten Kennzeichnungen für den Loire-Radweg (la loire à vélo) und die Atlantik-Fahrradroute (LaVélodyssée).
Die Landschaft beginnt sich zu ändern. Statt dem Wein-, Obst- und Getreideanbau dominiert hier nun die Weidewirtschaft. Kühe und Pferde säumen quasi unseren Weg. In Le Carnet verbindet sich der Kanal über Schleusen mit der Loire. Wir fahren an einem Sumpfgebiet der Loire entlang. Dann geht’s auf der D723 weiter Richtung Paimbœuf. Der Gegenwind ist recht ordentlich. Jetzt wird’s für mich aber nach den häufigen Wasserpausen und 40 km höchste Zeit für einen Kaffee. Am Ortseingang von Paimbœuf erblicken wir das erste Café, das wir seit langem gesehen haben. Als wir direkt drauf zusteuern, will der Wirt gerade schließen. Aber mein inzwischen mit charmantem Blick perfektioniertes „deux grand café , s’il vous plaît“ lässt ihn weich werden und er winkt uns mit einem grinsenden „entrez“ herrein. Er bereitet an einer wunderbaren italienischen Kaffeemaschine zwei wirklich große und hervorragende Kaffee. Wir trinken den Kaffee zügig aber ohne Hektik aus und bedanken uns nochmals herzlich. Der Wirt verabschiedet uns ebenso herzlich mit einem „bon voyage“ und schließt schnell hinter uns und den anderen mit uns gehenden Stammgästen ab.
Als wir weiter fahren gibt’s noch mal eine kurze Regenschauer. Der Regen hört schnell wieder auf. Der Gegenwind pustet unsere Funktionsklamotten schnell wieder trocken. Wir halten Ausschau nach einem Lokal für einen weiteren Kaffee oder für eine Mittagspause. Am Ortsende sehen wir eine ziemlich voll besetzte Crêperie. Wir bestellen das Tagesgericht. Nach einigem Warten, für die sich die Köchin alle paar Minuten charmant entschuldigt, kommt ein perfekter Kochfisch. – Lecker!
Andere Radfahrer kommen nach uns in die Crêperie und fragen uns nach unserem Ziel. Es ist eine perfekte Mittagspause. Aber wir müssen und wollen weiter. Als wir los wollen, setzt eine erneute kurze Regenschauer ein. Die warten wir unter dem Vordach ab und fahren dann aber bei nachlassendem Regen los. Der Regen hört auf und der kräftige Wind bläst einerseits die Klamotten schnell trocken, anderseits müssen wir aber noch mal alles geben um gegen den Wind zu bestehen. Erst über eine stark befahrene Straße, dann über Stock und Stein erreichen wir die imposante Brücke Pont de Saint-Nazaire (D 213). Leider ist der Himmel noch grau in grau – also immer noch kein Fotografier-Wetter. – Schade!
Als wir quasi am Atlantik um die Ecke biegen, wir das Wetter plötzlich schön. Blau/weißer Himmel. Die Sonne scheint. Wir halten an einem Supermarkt und füllen unsere Vorräte auf. Die letzten Kilometer ziehen sich trotz sehr schönerGegend und abermals verändertem Landschaftsbild. Wir treffen auf eine vielfältige Natur: Zum einen gibt es die langen Sandstrände am Meer. Dazu kommen die teils bewaldete Dünenlandschaft hinter den Stränden und die Waldgebiete im Hinterland sowie die meist gepflegten Wochenendhäuser und Villen von Saint-Brevin-les-Pins.
Die Fahrt will nicht enden. Wir halten hier und da und lassen die Küste auf uns wirken. Ein einzelner junger Radfahrer begegnet uns seit langem immer wieder.
Endlich erreichen wir gegen 16:45 Uhr unser Hotel. Die Fahrräder kommen in dieTiefgarage. Wir wohnen im 4. Stock. Nach dem guten Mittageessen und der langen Fahrt bleiben wir heute Abend im Zimmer und leben von unseren Vorräten.
Atlantik erreicht
Nach rund 600 km und 20 Reisetagen haben wir dankbar und demütig die Loiremündung und den Atlantik erreicht. Eines der Hauptziele dieser Fahrrad-Reise ist geschafft. Zahlreiche Eindrücke und Erlebnisse werden sicherlich unvergessen bleiben. – Großartig!
Von Hünxe bis hierher sind es auf meiner Route, auf meinem Jakobsweg rund 2.100 Fahrradkilometer, auch das macht mich dankbar und demütig – und auch ein wenig Stolz, das mit eigener Muskelkraft zu schaffen. – Wunderbar!
Es geht noch 32 Reisetage weiter
So Gott will und wir leben, geht’s ab morgen „Mit dem Fahrrad auf den Spuren der Jakobspilger“ weiter. Die französische Atlantikküste runter bis zwei Tagesetappen vor die Pyrenäen. Und dann mit Zug und Fahrrad zurück nach Hünxe.
D A N K E !
Bilder des Tages
Freitag, 1. Juli 2016 Nantes – Saint-Brevin-les-Pins
20160701
20160701 Saint-Brevin-les-Pins
32 Photos
Leider meist kein gutes Fotografier-Wetter am 1. Juli 2016
Videoschnipsel des Tages
Unterkunft
Hôtel Spa du Beryl
55 Boulevard de l’Océan
44250 Saint-Brevin-les-Pins
Frankreich