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2015-07-03 Zwanzigster und Einundzwanzigster Tag Ménil la Horgne

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Commercy -Joinville
Zwischenstopp in Ménil la Horgne

Tatsächliche Route vom 03.07.2015

Tageskilometer: 13 km
Streckenabschnitt insgesamt: 805 km

Gesamtstrecke: 12165 m
Maximale Höhe: 378 m
Minimale Höhe: 230 m
Gesamtanstieg: 240 m
Gesamtabstieg: -133 m
Download file: Commercy-Ménil la Horgne.gpx

Es ist heiß und es geht 7 km steil bergauf.

Ruhetag am 04.07.2015 in Ménil la Horgne

Ruhetag im Le Moulin à Grains bei Sabine et Jean-Pierre Batille.

Fahrradpflege und Waschtag sind angesagt. Sabine wäscht eine Maschine für mich und so kann ich den 5.000 qm großen Garten genießen sowie über den weiteren Verlauf der Strecke bei diesen hohen Temperaturen nachdenken.

Beim Glas Sekt vor dem Essen gibt mir Jean-Pierre weitere Tipps zum fahrradfreundlicheren Streckenverlauf. Wir verwerfen meine Route nach Joinville. Ich bin zwar stolz die sieben Berge auf vier reduziert zu haben. Jean-Pierre empfiehlt Joinville auszulassen und hat eine bessere Idee. Details könnt Ihr dazu im morgigen Blog-Beitrag lesen.

Der Aufenthalt hier in der alten Kornmühle „Le Moulin à Grains“ entwickelt sich zu einem der Höhepunkt dieser Reise. Das Haus ist liebevoll und stilecht über Jahre zunächst von Jan-Pierre und seinem Vater als Stützpunkt für die Jagd und später von Jan-Pierre und Sabine zu einem B&B mit Familien-Anschluss entwickelt worden. Die Küche von Sabine ist vorzüglich!

Der Herr des Hauses erzählt stolz von seinen Erfolgen mit seinen beiden Trüffelhunden (Rasse: Lagotto Romagnolo) und berichtet spannendes von der Jagd und der Renovierung des alten Bauern- und Mühlenhauses. Auch Familie Hans aus dem Elsass ist heute für eine Nacht angereist. Wir genießen zu fünft einen absolut leckeres Hirschfilet mit Nudeln („nouilles„) und natürlich x Gängen. Zum Schluss selbstredend Käse („fromage„) und ganz zum Schluss noch heiße Schokolade mit Sahne. Dazu gibt’s interessante Geschichten und Betrachtungen zur Esskultur der Nationen und da Familie Hans sehr gut deutsch spricht auch Nachfragen zu Motivation und Hintergrund von meinem Camino und wie zufällig ich hier gestern gelandet bin.

My Camino 03.07.2015

Das Frühstück in Commercy ist typisch französisch. Der Kaffee ist sehr gut. Und es gibt frisches Obst.

Die Temperatur ist schon früh am Morgen auf über 30 °C gestiegen. Nach dem Aufsatteln bin ich bereits klatsch-nass. Meine Route führt gleich zu Beginn innerhalb von Commercy auf eine voll gesperrte Straße. Aber das ist mit Navi kein Problem. Nach 2,5 km beginnt der erwartete Anstieg. Die ersten 5 km schaffe ich auch bei den Temperaturen teilweise durch zu fahren. Die Sonne hab ich im Rücken. Das bedeutet obwohl es durch den Wald geht, keinerlei Schatten auf der Fahrspur der D958. Ab dann steige ich abwechselnd ab, erhole mich im Schatten der Böschung, schiebe ein Stück und fahre dann wieder ein Stück im Hamstergang weiter. Bei annährend 40 °C ist aber nach 2 km die Luft bei mir komplett raus. Auch die angenehme fast 2 km Abfahrt nach Ménil la Horgne kann daran kaum was ändern. Ich laufe erst mal die Kirche an, um mich abzukühlen. Doch die Kirche ist verschlossen. Dann setze ich mich auf’s Gras in den Schatten und brauche meine letzten Wasserreserven auf. Mir ist schlecht vor Wärme. Auf den Apfel und den Rest vom Baguette habe ich keinerlei Verlangen. Also denke ich: Übernachtungsmöglichkeit suchen, schlappe bisherige 12 Tageskilometer hin oder her. Gesundheit und fit bleiben geht vor.

Dann haben mich sehr gastfreundliche Franzosen, das Paar Valery und Jonathan, an der Kirche aufgelesen und mich 50 m weiter in ihre Baustelle mitgenommen. ES GAB REICHLICH KALTES WASSER UND ES WAR KÜHL. In dem Moment fühlte ich mich wie im Paradies. Und da war sie wieder eine dieser wunderbaren Begegnungen, das wurde mir zwei Stunden später als ich in der heutigen Unterkunft auf dem Bett lag noch mal zusätzlich bewusst. Zwei jungen Menschen lassen uneigennützig  Ihre Arbeit ruhen, helfen mir, sind überaus zuvorkommend und sehr interessiert, warum ich hier bin und das mache. Die Verständigung funktioniert mit Deutsch, Englisch und Französisch sehr gut.

Bewusst habe ich heute kein Hotel vor gebucht, denn dass die ganze Strecke Commercy-Joinville mit sieben Bergen (!) für mich nicht in einem Rutsch zu bewältigen ist – war klar.  Auch  bei den Optimierungen gestern und bei diesem Wetter heißt der Plan: Mehrere Zwischenstopps und keine Unterkunft vor buchen.

Valery und Jonathan sind auch hier unkompliziert hilfsbereit. Sie empfehlen eine B&B-Unterkunft direkt  in diesem kleinen Ort. Jonathan fährt mich mit dem Auto dahin. Das Hotel ist eine  ehemalige Mühle und wird von Sabine und Jan-Pierre betrieben. Ich buche und hole mein Fahrrad nach. Das Zimmer ist groß und gemütlich. Und die sehr guten Mahlzeiten nehme ich mit den Inhabern in deren Wohnzimmer ein. Es gibt u.a. frisches Bier vom Fass. Sabine spricht deutsch und so entwickeln sich schöne Gespräche.

Nach dem Duschen habe ich leichte Krämpfe in den Schienbeinen. Ich buche einen Ruhetag dazu.

Bilder des Tages

2015-07-02 Neunzehnter Tag Commercy

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Toul – Commercy

Tatsächliche Route vom 02.07.2015

Tageskilometer: 33 km
Streckenabschnitt insgesamt: 792 km

Gesamtstrecke: 32049 m
Maximale Höhe: 300 m
Minimale Höhe: 209 m
Gesamtanstieg: 372 m
Gesamtabstieg: -337 m
Download file: Toul-Commercy.gpx

My Camino

Das Frühstück heute morgen ist sehr französisch. Bereits um kurz nach 8 Uhr sitze ich im Sattel.  Es geht gute 2 km dem Kanal „canal del a marne au rhine quest“ entlang. Dann weiter auf den Landstraßen D400 und D36 (route départementale) in die Hügel. Die Landschaft ändert sich: weite Hügel mit Raps- und Getreidefeldern sowie etwas Wald. Die Frucht ist reif und die Bauern fangen an zu ernten. Hier und da ist ein Mähdrescher auf den Feldern zu sehen. Das Wetter: blauer Himmel, leicht dunstig und mit über 30°C am frühen morgen schon sehr warm.

Ab und zu kreuze ich den kleinen Fluss  „la meuse“ und andere Kanäle. Zwischendurch führen die Straßen durch Orte, so dass ich ein Baguette und kaltes Wasser z. B. in Foug nachkaufen kann. Auch gestern hat sich die Optimierung des heutigen Streckenverlaufs am Laptop hinsichtlich Steigungen und Länge gelohnt. Die drei Steigungen sind einigermaßen moderat. Ich mache mehr Pausen und schiebe dreimal jeweils die letzten Meter mein Fahrrad über die Hügelkuppen, um mich nicht auszupowern. Ich trinke heute viel: 3,5 Liter auf 32 km.

In Euville mache ich eine längere Pause im Straßencafe direkt neben der Kirche Sankt Peter und Paul „Eglise Saint-Pierre-et-Saint-Paul„. Es ist 11 Uhr und jetzt sind’s nur noch 5 km bis zum Hotel in Commercy.

In Commercy mache ich auf einer schattigen Bank im Park Pause, trinke und esse ein halbes Baguette. Den Rest gibt’s heute zum Abendbrot. Bereits um 13:00 Uhr bin ich im Hotel und schlafe erst mal ’ne Runde.

Morgen geht’s weiter in Richtung Joinville. Bei dem Wetter ist mir die bisher geplante Strecke zu lang. Ich will versuchen nur die Hälfte davon zu fahren und mir unterwegs eine Unterkunft suchen.

Bilder des Tages

2015-07-01 Achtzehnter Tag Toul

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Méréville – Toul

Tatsächliche Route vom 01.07.2015

Tageskilometer: 36 km
Streckenabschnitt insgesamt: 759 km

Gesamtstrecke: 35891 m
Maximale Höhe: 242 m
Minimale Höhe: 209 m
Gesamtanstieg: 345 m
Gesamtabstieg: -343 m
Download file: Mereville-Toul.gpx

My Camino

Heute bin ich mit dem Wecker um 6:30 Uhr pünktlich aufgestanden, um vor der großen Mittagshitze möglichst schon in Toul zu sein. Beim guten Frühstück auf der Terrasse des Hotels sind es vor 8 Uhr noch angenehme 20 °C. Der gestrige Ruhetag am Pool war klasse.

Das Tüfteln an der Strecke gestern hat sich gelohnt. Die heutigen Steigungen sind moderat. Die Streckenführung ist gut. Am Anfang und zum Schluss Radwege, an der größten Steigung eine wenig befahrene Landstraße. Und zwischendurch größere Abschnitte auf Wirtschaftswegen direkt an der Mosel. Die Schilder sagen zwar für alle gesperrt. Aber die Spuren auf den Schotterwegen zeigen: Hier fahren öfter Radfahrer. Große Teile der Strecke folgen direkt der Mosel oder dem Mosel-Kanal sowie durch schattenspendenden Wald. Angenehm bei diesen Temperaturen.

Um 11:45 Uhr bin ich ca. 1 km vor dem heutigen Hotel mitten in Toul an der Kathedrale Saint-Étienne de Toul. Das Thermometer an der Apotheke zeigt 34 °C. Schnell was kaltes Trinken heißt die Losung. Dann finde ich neben der Kathedrale ein wunderbares Bistro. Ich mache ordentlich Mittag im Schatten bei Bier und Wasser. Zu essen gibt’s „boeuf grillé“ und „pommes frites“ auf französisch. Zum „dessert“ bei dem Wetter natürlich Eis. Ich  bin früh dran. Während ich esse füllt sich die Terrasse – interessant und einfach anders, unsere Nachbarn.

Aber heute heißt es: Abschied nehmen von der Mosel. Denn ab Morgen geht’s weiter in Richtung Commercy in der Lorraine. Die Streckenführung wird schwieriger, die Besiedlung dünner und die Hotels knapper.

Das Hotel für morgen habe ich direkt über die Hotelinternetsite angefragt und per E-Mail bestätigt bekommen. Eine moderate Streckenführung mit wenig Steigungen und nur guten 30 km habe ich dem Wetter entsprechend gerade umgeplant. Im schon etwas betagten Hotel liegt meine „chambre“ zur Nordseite. Mein Fahrradtacho zeigt 29,5 °C an.

Ach ja, heute ist der 1. Juli 2015 und ich bin nun auch offiziell Rentner und Privatier.

Bilder des Tages