2015-07-12 Neunundzwanzigster Tag Chatillon-en-Bazois

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Auch heute geht’s weiter dem Canal du Nivernais Richtung Loire entlang.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.

Etappe Coulanges-sur-Yonne – Chatillon-en-Bazois

Tatsächliche Route vom 12.07.2015
Tageskilometer: 78 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.108 km.

Gesamtstrecke: 77706 m
Maximale Höhe: 291 m
Minimale Höhe: 119 m
Gesamtanstieg: 671 m
Gesamtabstieg: -548 m
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My Camino

Beim Frühstück sitzt e in flämisches Pärchen mit am großen Tisch. Beide sind gestern quasi gemeinsam mit mir angekommen. Sie sind vom Mittelmeer auf der Rückreise nach Brüssel. Sie fragen nach meiner Pilgerreise, sind sehr interessiert und wir kommen ins Gespräch …

Bereits um 8:15 Uhr starte ich heute. An dieser kleinen wunderbaren Wasserstraße Nivernais entlang, – statt über die Berge – zur Loire zu fahren ist eine Superidee. Die Strecke ist auch heute fantastisch. An jeder Staustufe steht ein kleines Häuschen für die Kurbler. Auffallend ist: Sind im Vorgarten dieser Häuser aus der Zeit 1825 bis 1835 viel Blumen oder ist das Haus bunter als sonst, steht an der Kurbel meist eine Frau.

Auch gestern habe ich mich gefragt, warum die Schleusenwärterinnen nicht auch Getränke anbieten. Heute ist es soweit: Zwischen Kanal und L’Yonne ist passend zur Mittagszeit in einem der besagten Häuschen ein Restaurant. Ich nehme die Tages Empfehlung: Muscheln.

Außerdem fällt mir am heutigen Sonntag auf, hier scheinen mehr Frauen als Männer zu angeln.

Bei 40 Tageskilometer gibt’s den ersten Hinweis auf eine Unterkunft. Das ist mir aber heute noch zu früh. Ich will noch bis zu 20 km fahren. Auf dem Weg bis Baye sollte sich was finden lassen.

Das war aber nix. Wenig Orte bis dahin und schon gar keine Hotels. 10 km vor Baye ist direkt am Kanal eine Touristeninformation. Meine Frage nach einem Zimmer  wird mit Prospekten beantwortet. Leider liegen aber die meisten Unterkünfte schon hinter mir oder weit vor mir. Ich denke, na ja in Baye werd ich bestimmt fündig.

Auf dem Weg nach Baye geht’s tatsächlich noch mal richtig gut bergauf. Alle paar 100 Meter ist hier eine Staustufe. Erstaunlich, was sich die Ingenieure da vor über 200-250 Jahren ausgedacht und realisiert haben. 32 Schleusen bergauf bis zur Wasserscheide Baye und dann 78 Schleusen bergab.

In Baye sind 62 km hinter mir und allerdings die Unterkünfte voll. Es sei denn man hätte ein Zelt dabei. Gut das ich gestern den für Morgen geplanten Routenabschnitt schon in den Navi geladen habe. Also kurze Trinkpause und die neue Etappe aufrufen. Los geht’s: Au Backe der nächste größere Ort ist Chatillon-en-Bazis – mal eben 16 km weiter. Die Strecke sollte aber gut laufen. Es geht tendenziell bergab, das hab ich noch von der Planung und Sichtung des Höhenprofils in Erinnerung. Nur allmählich tut der A***h weh. Na gut nicht entmutigen lassen und rein in die Pedale. Immer schon mal schauen, wo sich dann mein Biwak-Schlafsack gut platzieren lässt. 😉

Der Radweg führt nach 16 km direkt durch den Ort. Gleich an der Kreuzung ein Hinweis auf ein Hotel. Erst mal in der Bar an der Kreuzung was Kaltes trinken. Ich frage den Wirt nach einer Unterkunft. Er deutet auf ein B&B-Quartier eine Querstraße weiter. Und – ich bekomme das letzte freie komfortable und gut riechende Zimmer. Prima! Erst mal duschen und dann den Popo entspannen.

Fazit: ein schöner Tag; aber um die Berge kommt auch ein Kanal nicht drum rum, er braucht halt nur 110 (!) Schleusen.

Bilder des Tages

2015-07-11 Achtundzwanzigster Tag Coulanges-sur-Yonne

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Mein neuer Routenverlauf führt – statt über die Berge direkt zur Loire – jetzt über einen schönen Umweg auf Radwegen an den Kanal- und Flusslandschaften der Bourgogne entlang zur Loire.

Etappe Champs-Sur-Yonne – Coulanges-Sur-Yonne

1.000 km heute überschritten

Die 1.000 km Marke habe mit dem Fahrrad und aus eigener Kraft heute irgendwo bei Prégilbert überschritten.

Tatsächliche Route vom 11.07.2015
Tageskilometer: 46 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.030 km.

Gesamtstrecke: 45553 m
Maximale Höhe: 157 m
Minimale Höhe: 101 m
Gesamtanstieg: 416 m
Gesamtabstieg: -373 m
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My Camino

Das Wetter ist sehr schön. Die Hotels an der Loire sind wohl weitgehend an diesem Wochenende ausgebucht. Alle angefragten Hotels: „Wir sind ausgebucht, tut mir leid“ „complet, désolé„. So hab ich mir gestern Nacht einen anderen Routenverlauf überlegt.

Ich fahre den Canal du Nivernais entlang. Dieser Kanal verläuft parallel zum Fluss L’Yonne, hat wunderschöne handbetriebene Staustufen und einen perfekten Radweg.

Der Radweg führt praktisch direkt am Hotel vorbei. So ist er schnell gefunden. Ich komme bei angenehmen 25 °C sehr gut voran. Ein Hotel habe ich nicht vor gebucht  und gehe davon aus, dass ich unterwegs ab 40 km Tagesstrecke anfange zu suchen. Da dieses Gebiet touristisch weniger erschlossen ist, sollte ich hier auch am Wochenende in einem der kleinen Orte ein Zimmer „chambre“  finden.

Ich finde die Strecke sehr schön. Ein Radweg, keine Autos, keine Berge.  Die Strecke ist flach nur an den Kreuzungspunkten kleine Auffahrten zu den Brücken und Stopp-Schildern für den querenden Verkehr. Gelegentlich habe ich Gegenwind. Nach 12 km bis 15 km mache ich jeweils Trinkpausen.  In den Dörfern verlasse ich manchmal den Radweg und fahre zur Kirche. Einige sind heute am Samstag sogar auf. Und neben der Kirche findet man auch in Frankreich auch manchmal ein offenes Wirtshaus zum Durst löschen.

Drei Lieder gingen mir heute auf dem Rad unentwegt durch den Kopf: „Von guten Mächten …“, „Mögen die Straßen …“ und „Ehre sei Gott und den Menschen Frieden …“ – Der Kirchentag Stuttgart 2015 und seine Nachwirkungen …

An dieser Strecke gibt’s heute junge Schleusenwärter und auch Schleusenwärterinnen bei Ihrer Arbeit zu bestaunen. Auf dieser Pilgerreise wird mir immer mehr bewusst, das Frankreich neben seinen Flüssen auch ein riesiges, intaktes Wasserkanalnetz hat.

Zum Schluss des Tages eine Umleitung über einen Hügel. Dann laufe ich einen größeren Campingplatz an. In dem Imbiss am Kanal mache ich Mittag. Beim Bezahlen frage ich die Kellnerin nach einem Hotel in der Nähe. Die Antwort: Über die Brücke und geradeaus. Und Volltreffer: Ein Dorfbrunnen mit Hotel. Mein Zimmer ist klein aber fein, frisch renoviert und klimatisiert. Die Dusche ist groß. WiFi sowieso. In dem Dorf leben ca. 550 Menschen.

Schon wieder eine schöner Tag – übrigens der achtundzwanzigste schöne Tag! Morgen geht’s weiter den Radweg entlang.

Bilder des Tages

2015-07-10 Siebenundzwanzigster Tag Champs-Sur-Yonne

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Chablis – Champs-Sur-Yonne

Tatsächliche Route vom 10.07.2015

Tageskilometer: 23 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 984 km

Gesamtstrecke: 22829 m
Maximale Höhe: 334 m
Minimale Höhe: 106 m
Gesamtanstieg: 322 m
Gesamtabstieg: -343 m
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My Camino

Heute Nacht hat es sich erneut angenehm abgekühlt. Gegen Morgen musste ich mich sogar zudecken und das offene Fenster schließen. So was hatte ich schon lange nicht. Da heute wieder eine kurze Strecke geplant ist, lasse ich es langsam angehen.

Nach dem Frühstück mit frischen Waldfrüchten schaue ich noch bei Touristen-Information vorbei und lasse mir einen „tampon“ in meinen Pilgerausweis drücken. Es ist mittlerweile 9:45 Uhr bevor ich los radele.

Ähnlich wie gestern, geht’s sofort und ständig bergauf. Die ersten 6,3 km fahre ich gut ausgeruht den permanenten Anstieg durch. Kurz vor dem Dorf Courgis steige ich aber ab und schiebe die nächsten 2,5 km. Ich wähle den Weg durchs Dorf. Am Ende der Siedlung kann ich an einer offenen Wasserstelle trinken, mich frisch machen und die Wasservorräte wieder ergänzen. Die Aussichten sind grandios. Weites Land. Weinberg an Weinberg. Der Himmel ist blau, ohne ein Wölkchen. Mittlerweile sind es auch wieder knapp 30° C. Irgendwann ist auch diese Kuppe erreicht. Von nun an geht’s bergab. Sehr erholsam. Erinnert alles etwas an gestern. Da hatte das Streckenprofil einen sehr ähnlichen Verlauf.

Die D62 hat einen guten Belag und wenig Verkehr, lässt sich also sehr gut fahren. Wie hier bei fast allen Straßen, muss man jedoch vor großen Schlaglöchern auf der Hut sein. Die können überall jeden Moment auftauchen, ist vorher die Decke auch noch so gut. Aber das habe ich ja die letzten 22 Tage täglich üben können. Es gibt hier außerdem meistens keinen Randstreifen. Der Belag ist oft am Rand unterspült und an der Bruchkante sind 10 cm bis 15 cm Absatz eher die Regel als die Ausnahme. Behält man diese beiden Aspekte immer im Blick ist die Streckenbeschaffenheit sehr gut.

Landschaftlich ist diese Fahrt sehr, sehr schön. Weinberg reiht sich an Weinberg. Auch die Dorfdurchfahrten mit Ihren Weingütern, Kirchen und Schlössern sind eine Augenweide.

Als der höchste Punkt überwunden ist geht’s immer bremsbereit rasant über viele km bergab. Alsbald bin ich Champs-Sur-Yonne. Nahe des Flusses L’Yonne häufen sich parkende Handwerker und Servicefahrzeuge vor einem Restaurant. Hier muss das Essen gut sein. Auch ich mache hier 1 km vor dem heutigen Hotel Mittagspause. Volltreffer: Vorspeisen („entrée„) vom Buffet, Hauptgericht („plat„)  gegrillter Schinken („jambon, cuit sur le gril„) mit grünen Bohnen („haricots verts„) und Bratkartoffeln („pommes de terre sautées„), Nachspeise Honig- und Wasser-Melone („melone,  pastèque„) vom Buffet. Das ganze Menü für schlappe 13,- € und zu dem sehr raffiniert zubereitet und wohlschmeckend – ein echter Genuss. Zwischendurch natürlich kaltes Wasser und zum Schluss einen großen Kaffee – eine schöne Mittagspause und überhaupt wieder einmal ein sehr schöner Tag!

Das Hotel ist nach dem sehr guten Mittagessen über den Fluß L’Yonne  schnell erreicht. Mein Zimmer Nr. 3 ist ein kleiner aber feiner klimatisierter Bungalow. Mein Fahrrad parkt direkt am Eingang. Gartennutzung mit Liegestühlen. Vom Fahrrad-Gepäckträger zur Kofferablage im Zimmer sind es heute nur 2 m. Mir geht es gut und alles ist wunderbar.

Bis zum Fluss Loire sind es jetzt noch Luftlinie ca. 50 km, allerdings mit mehreren etwas gewaltigeren Höhenzügen. Die zwei Etappen dorthin will ich mir heute Abend überlegen und planen. Eventuell fahre ich auch erst noch ein Stück den Fluss L’Yonne auf dem Radweg V51 entlang.

Bilder des Tages

2015-07-09 Sechsundzwanzigster Tag Chablis

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Tonnerre –  Chablis

Tatsächliche Route vom 09.07.2015

Tageskilometer: 22 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 961 km

Gesamtstrecke: 21583 m
Maximale Höhe: 285 m
Minimale Höhe: 125 m
Gesamtanstieg: 337 m
Gesamtabstieg: -325 m
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My Camino

Heute und morgen sind an Stelle eines Ruhetages nur kurze Etappen geplant. Heute bis Chablis:

Nach dem Frühstück geht’s ordentlich bergauf. Die Temperatur ist mit deutlich unter 30 °C sehr angenehm. Der Himmel ist blau-weiß. Die ca. 3,5 km lange Steigung beginnt schon im Ort und hat 6% bis 10 %, so dass ich längere Zeit schiebe.  Die anschließende 2 km lange Abfahrt tut danach natürlich gut. Die nächste Steigung ist auch 3,5 km lang, da kann ich weite Bereiche fahren – nur über die Kuppe schiebe ich wegen der Kondition und des überwältigenden Rundblicks. Die Qualität des Weges ist heute gut. Das erste Stück auf der D944a/944 hat mässigen Autoverkehr. Ich schiebe weitgehend auf der linken Seite. Nur in manchen Kehren wechsele ich auf die rechte Seite, da mich sonst die Autofahrer in den engen Kurven zu spät sehen. 4,3 km nach dem Start geht’s aber auf sehr verkehrsarmen Straßen weiter. 17 km lang eine sehr schöne Strecke durch Felder und Weinberge und tendenziell immer schön bergab. Die kleineren Steigungen zwischendurch schaffe ich ohne außer Atem zu kommen. Kurz vor Chablis in Chichée mache ich punkt 12 Uhr Mittag, kaufe ein halbes Baguette und fülle meine Wasservorräte auf.

Kurze Zeit später komm ich nach Chablis, dem heutigen Tagesziel. Mein Zimmer im Hotel ist noch nicht fertig. Ich bin bei der kurzen Strecke heute früh dran. Eine gute Gelegenheit sich in dem Touristen-Örtchen um zu schauen und Vitamine und Coffein nach zu schieben.

Heute ist außerdem Waschtag. Duschen sowieso. Und die weitere Strecke planen stehen auf dem Programm. Inzwischen sind’s auch wieder über 30°C.

Morgen fahre ich von Chablis nach Chams-Sur-Yonne und übernachte in La Cour Barrée. Das ist über den Fluss Yonne noch mal einen Ort weiter. So ist jedenfalls der Plan. Die erste Steigung ist 1,7 km und die zweite Steigung ist 6 km lang. Dann folgen hoffentlich gut 10 km Abfahrt. Ob die Fahrt über die D62 so realisierbar ist oder ob ich unterwegs um plane, werden wir sehen …

Bilder des Tages

2015-07-08 Fünfundzwanzigster Tag Tonnerre

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Les Riceys – Tonnerre (Bourgogne)

Tatsächliche Route vom 08.07.2015

Tageskilometer: 51 km
Heutiger Tagesgesamtanstieg: 800 m
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 939 km

Gesamtstrecke: 50288 m
Maximale Höhe: 348 m
Minimale Höhe: 131 m
Gesamtanstieg: 798 m
Gesamtabstieg: -823 m
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Die Champagne liegt hinter mir. Ich bin in im Weinanbaugebiet Burgund.

My Camino

Heute Nacht sind nach Tagen großer Hitze die Temperaturen gefallen. Das ist sehr angenehm. Der Himmel zeigt sich heiter bis wolkig. Auch fallen hin und wieder ein paar Regentropfen. Das ist aber kaum der Rede Wert.

Das Frühstück blieb hinter der Qualität des sonst sehr guten Hotels leider etwas zurück. Eigentlich ist alles sehr gut, doch aufgebackene Baguettes hab ich nun wirklich in dieser Hotel-Kategorie nicht erwartet. Bei der Bezahlung wird meine MC nicht akzeptiert. Gut, dass ich gestern meine Barreserven aufgefüllt habe. Nach Rücksprache mit meiner Bank ist aber mit der MC alle ok. Im Ort finde ich noch einen Geldautomaten – auch der will meine EC nicht. Bis zum Abend hat sich aber alles aufgeklärt. Vermutlich ist das Bergdorf heute Morgen datentechnisch von der Außenwelt abgeschnitten. Zu guter Letzt drückt’s etwas am linken Oberschenkel. Kontrollgriff: Ah, ich habe den Hotel-Schlüssel vergessen abzugeben. Also kurz wenden. Der hilfsbereite Wirt schaut etwas irritiert aus dem Fenster, als ich wieder auflaufe, aber als ich ihm den Schlüssel zeige …

Die Sache mit der MC und dem Schlüssel sind heute Morgen nicht die einzigen kleinen Startprobleme. Es tauchen noch zwei weitere auf der Strecke auf …

Nach dem kleinen Fehlstart mit dem Schlüssel komme ich die ersten km gut voran. Die Ortsteile Ricey-Bas, Richey-Haut-Rive, Richey-Haut sind schnell durchfahren. Hier – wie in anderen Orten der Champagne – gibt es sowohl verlassene und verfallende Häuser als auch prächtig herausgeputzte Weingüter. Im Straßenbild sehe ich heute morgen überwiegend ältere Menschen oder Weinbauern mit großen Spezialtraktoren oder Ihren Jeeps.

Am Ende von Les Ricey nehme ich eine Abzweigung zu früh. Mit Hilfe des Navi ist das jedoch trotz des Anstiegs schnell korrigiert. Jetzt wird’s ernst. Es geht bergauf und die „befestigte Straße“ ist sehr grob  befestigt. Da ist zwischendurch immer mal wieder Schieben angesagt. Bei 17°C bis 25°C ist das aber deutlich einfacher als bei über 35 °C der vergangenen Tage.

Die Strecke durch Wald du Felder habe ich gewählt, weil Sie insgesamt die geringsten Steigung hat. Mit „befestigten Straßen“ habe ich bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Aber hier wird’s heute echt hart. Es liegen Schotterbrocken in der größe von halben Backsteinen auf der Piste und teilweise haben im Wald die Holzrückmaschinen die Gleise bis zu einem halben Meter ausgefahren. So komme ich mit größter Konzentration trotzdem relativ langsam voran. Gerade als ich im Navi-Kartenausschnitt nach Alternativen parallel zur Streckenführung suche, wird die Straße viel besser. Also bleibe ich zunächst bei der geplanten Route.

Die bessere Straße ist nach 2 km schon wieder zu Ende. Und ich fahre Waldwege und treffe zwei Füchse. Dann der Hammer: als ich fast durch den Wald bin: Ein schwer verschlossenes Gatter. Es wär an dieser Stelle nur noch 1 km Wald gewesen. Ich überlege kurz ob ich absattele und über’s Gatter klettere … – aber den Gedanken verwerfe ich sofort wieder. Ich entscheide zurück zu fahren und das Waldstück zu umfahren. Macht einen Umweg von ca. 6 bis 7 km mit einer Talfahrt und anschließender knackiger Steigung aus. So ist das halt beim pilgern. Ich bleibe gelassen.

Währen des Umwegs plane ich mit den Navi-Ansichten nun doch einen alternativen Streckenverlauf über Landstraßen. Die Bauern sind hektisch mit Ihren Mähdreschen unterwegs, da der Himmel nach Regen aussieht, der bleibt aber aus. Es ist allerdings zwischendurch windig – natürlich meistens Gegenwind.

Auf den Landstraßen komme ich grundsätzlich besser voran. Allerdings gibt’s reichlich Steigungen und Talfahrten und wieder Steigungen und wieder Talfahrten. Viele Steigungen fahre ich durch. Einige schiebe ich streckenweise. Meine Wasservorräte nehmen drastisch ab. Nach 28 km in Villon ist das Wasser alle. Ich frage einen Mann auf einem Hof höflich nach Leitungswasser. Hier kommt wohl so oft kein bepackter Radfahrer vorbei. Meine Wasserflaschen sind schnell aufgefüllt. Er interessiert sich für meinen Weg und mein Tagesziel. Er ruft seine Frau, die spricht englisch und beide schlagen mir am Navi vor meine Strecke etwas zu korrigieren und der „Yellow-Line“ zu folgen. Ich nehme den Rat gerne an. Jetzt geht’s noch mal heftig bergauf. Der Gegenwind bläst zwischendurch recht kräftig. Aber dann folgt eine sehr schöne lange Abfahrt. Dann wieder bergauf usw. usw. Die „Yellow-Line“ nähert sich dann 7 km vor dem Tagesziel meiner ursprünglich geplanten Streckenführung.

Herrlich – es geht die letzten 7 km am Kanal entlang. Ich denke ich bin doch der typische Flusstal-Fahrradfahrer. 😉

Der Kanal fasziniert mich mit seinem Betrieb, den lebenden echten Schleusenwärtern, die die Schleusentore mit Ihrer Muskelkraft bedienen und die Bote und Jachten passieren lassen – wunderschön. Die letzten 7 km am Kanal auf dem sehr guten „befestigten Weg“ vergehen natürlich blitzschnell.

Als ich um 16:45 Uhr im Hotel absattele, bin ich froh die heutige Strecke mit immerhin fast 800 m (!) Gesamtanstieg und der einen oder anderen Widrigkeit  gut hinbekommen habe. Zur Belohnung bestelle ich mir einen halben Liter Bier. Als ich kurz danach auf dem Bett liege und die Schwere des Biers wieder aus den Beinen verschwindet, bin ich zufrieden und glücklich.

Danach gehe ich beim Araber Wasser, Schinken, Käse und Obst kaufen. Vorher hebe ich mit meiner EC Geld ab und siehe da: es funktioniert wieder.

Sitze neben dem Hotel in der Taverne, habe W-LAN, blogge und trinke Bier und Kaffee. Es ist jetzt 21:30 Uhr und ich überlege, ob ich morgen ein Tag Pause mache oder weiterfahre. Alternativ bietet sich mir auch an nur eine kurze Strecke bis Chablis zu fahren.

Bilder des Tages

 

2015-07-07 Vierundzwanzigster Tag via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Troyes via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Tatsächliche Route vom 07.07.2015

Tageskilometer: 52 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 888 km

Gesamtstrecke: 51783 m
Maximale Höhe: 191 m
Minimale Höhe: 118 m
Gesamtanstieg: 398 m
Gesamtabstieg: -369 m
Download file: Troyes-Riceys.gpx

 My Camino

Im Hotel kommt während des – bis auf den Kaffee – wirklich guten Frühstücks die Inhaberin und interessiert sich für mein velo und My Camino. Sie hatte gestern schon mit mir telefoniert.

Nach dem Frühstück sind erst mal die kleineren Reparaturen am Fahrrad dran: Schutzbleche richten und Geschwindigkeitssensor wieder montieren.  Dann noch etwas Bargeld ziehen. Wer weiß, ob’s in den Weinbergen Geldautomaten gibt. Und dann vor dem Losfahren unbedingt Martha, meine Schwiegermutter anrufen und zum Geburtstag gratulieren.

Am Geldautomaten spricht mich eine ältere Französin an und fragt nach meiner Reise. Startort, Zielort, Nation, Wie viel km bis heute, Motivation usw. Zum Schluss verabschiedet Sie sich mit „bon voyages“ und unter staunendem Kopfnicken mehrfach mit Chapeau, Chapeau Monsieur.

Ich fahre noch mal zur Altstadt um noch ein zwei Fotos bei anderem Licht und Sonnenstand als gestern zu machen. Die Kirchen sind zu und die Tourist-Information öffnet erst um 10 Uhr. So fahre ich los. Unterwegs optimiere ich nach einem heftigen Schlagloch noch mal die vordere Schutzblechausrichtung. Auch die Luft meiner Reifen prüfe ich an einem Automaten an der Strecke.

Auf der D671, die an zahlreichen Seen und Campingplätzen vorbei führt, komme ich gut voran.

In Les Vaudes gibt erst kühles Wasser und ein paar Meter weiter sehr guten Kaffee. Der Kaffee tut nach dem schwarzem Wasser im Hotel heute morgen sehr gut. Die Inhaberin fragt nach My Camino … Während ich in der Bar auf dem Bürgersteig am Zebrastreifen sitze, bewölkt sich kurz der Himmel. Es fängt an zu regnen. Der Regen verdunstet bevor er auf dem Boden oder auf meinen Packtaschen angekommen ist. Nach zwei Minuten ist der Regen vorbei und die Sonne macht Ihren 35 °C  Job.

In Bar-sur-Seine bin ich bei der Hotelsuche nicht erfolgreich. Alle Hotels ausgebucht. Ich trinke was und mache Mittag in einem Crepe-Restaurant.  Vorspeise Crepe, Hauptgang Crepe, Nachspeise Crepe.

Dann fahre ich in die Weinberge weiter in Richtung Riceys. Ich überquere die junge Seine. Danach geht’s langsam  bergauf. Die Getreidefelder nehmen ab und die Weinberge zu. Der Anstieg ist mit über 400m ganz ordentlich. Ich bin ausgeruht und fahre alle Kuppen durch. Bin froh als ich am Hotel ankomme. Bin noch froher, das der Wirt ein Zimmer frei hat. Das Zimmer ist eine Suite – super komfortabel. Der Preis ist allerdings ordentlich. Ich trinke drei kalte Mineralwasser, parke mein Fahrrad und nehme ein entspannendes Bad.

Zum Abendessen gibt’s zwei Äpfel, die ich gestern am späten Abend noch beim Araber gekauft habe.

Morgen geht’s mit dem Fahrrad weiter in Richtung Tonnerre (Bourgogne).

Bilder des Tages

2015-07-06 Dreiundzwanzigster Tag Troyes

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Habe auf Grund der extremen Wetterlage kurzfristig um geplant.

Etappe Bar-le-Duc – Troyes

Tatsächliche Route vom 06.07.2015

Tageskilometer: 253 km – 5 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 836 km

Gesamtstrecke: 253596 m
Maximale Höhe: 320 m
Minimale Höhe: 96 m
Gesamtanstieg: 662 m
Gesamtabstieg: -646 m
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Fahrplan Voyages-sncf.com

13h33 BAR LE DUC  TER 39106
13h56 VITRY LE FRANCOIS BHF

14h15 VITRY LE FRANCOIS BHF TER 39805
15h17 CHAUMONT BHF

15h24 CHAUMONT BHF  TER 1542
16h16 TROYES BHF

My Camino

Die Kreuz- und Quer-Fahrt mit dem Zug habe ich aus mehreren Gründen gewählt: Die Streckenführung erlaubte ein „kreuzen“ in die Region Champagne -Ardenne ohne zentral über Paris fahren zu müssen. Außerdem ist es den hohen Temperaturen > 35°C und den zahlreichen Hügeln sowie meiner Form geschuldet, dass ich für diesen Abschnitt den Zug nehme. Nicht zuletzt führt diese Strecke in historisch interessante Städte, nämlich Bar-de-Luc und Troyes.

Nach dem Frühstück hole ich am Bahnhof die vor gebuchte Fahrkarte („billet„) ab. Das geht problemlos. Eine charmante Französin bedient mich. Ich zeige ihr den Buchungscode in der Bestätigungsmail auf meinem Smartphone und schon rattert der Drucker los und spuckt mein billet aus.

Ich schaue mich auf dem Bahnhof („gare„) noch etwas um, suche und finde mein Gleis F („voie F„). Mit dem Fahrstuhl komme ich später dort einfach hin.

Am Vormittag fahre ich nochmal in die Altstadt von Bar-de-Luc. Ich finde den gestern schon gesehenen Fahrradladen, um die Luft meiner Reifen zu prüfen. Doch der Laden ist heute zu. So kann ich innehalten und habe Muße die Stadt und die Menschen an zu schauen.

Bis zur Abfahrt ist noch zeitlicher Spielraum. Ich kaufe in der Altstadt beim Metzger und Bäcker Proviant für die Reise. Ich wähle Schinken im Darm – eine echte Delikatesse und natürlich ein Baguette. Übrigens mindestens jeder zweite Passant trägt um diese Zeit ein Baguette mit sich.

Am Bahnsteig bin ich rechtzeitig und schaue mir das Geschehen an. Das Einsteigen mit 18 kg Gepäck auf dem Hinterrad ist in die älteren TER-Züge nicht so einfach. Drei Stufen hoch und der Lenker ist breiter als die Tür. Das kenne ich ja schon von unseren alten ICE-Zügen. Nur ich glaube diese Zug-Exemplare sind noch enger, die stammen halt noch aus einer anderen Zeit. Es gibt ein Fahrradabteil aber da rein zu kommen, erfordert schon etwas Phantasie.

Ich kann schon eine halbe Stunde vor Abfahrt einsteigen, da der Zug hier startet. So habe ich genug Zeit meine gerade in der Altstadt erworbenen Delikatessen nach Holzfäller-Art zu genießen. – Super!

Kurz nach meiner Brotzeit kommt Manu, eine junge zierliche französische Lehrerin mit Ihrem Mountainbike und Gepäcktaschen am Vorder- und Hinterrad. Der Lenker ist noch etwas breiter als der von meinem Trekking-Fahrrad. Zu zweit kriegen wir auch ihr Rad in das Fahrradabteil. Manu spricht natürlich Englisch und so kommen wir über unsere Reisen ins Gespräch. Manu hat jetzt acht Wochen frei und ist alleine auf den Weg in die Bretagne. Ihr Freund ist kein Lehrer, hat weniger Urlaub und muss arbeiten – c’est la vie. Wir reden noch über My Camino und schon muss ich aussteigen. Manu hilft mir und so geht rückwärts gut raus.

Die nächsten beiden Züge sind moderne Nahverkehrsbahnen. Hier ist das Ein- und Aussteigen stressfrei möglich. In  Vitry le Francois  gibt’s für den Bahnsteigwechsel auch Fahrstühle. Allerdings in Chaumont  und Troyes nicht. In Chaumont  sind außerdem die Treppen sehr steil und lang. Runter komme ich voll konzentriert gut. Nur rauf wär’s ohne abzusatteln – trotz Test und Training in Dinslaken – nicht gegangen. Zum Absatteln reichte aber die Zeit nicht. Ich hasste ohne Rad die Treppe zum Gleis rauf und kann den Zugführer tatsächlich motivieren mit mir zusammen mein Fahrrad mit Gepäck hoch zu tragen. Dann kommt auch noch ein zweiter Uniformierter zur Hilfe. MERCI! Ich bin kaum drin und der Zug fährt los.

Unterwegs steigt ein Fahrrad-Nomade zu. Der hat jedenfalls mit seinem eigenem Gewicht keine Probleme mehr.

Während des Umsteigens macht es neben mir plötzlich klack – klack. Ich schaue auf mein Fahrrad und sehe neben dem Vorderrad die zwei Einzelteile und die zerstörte Gummibandhalterung meines Geschwindigkeitssensors liegen. Ok, das lässt sich wieder reparieren. Mach‘ ich morgen früh mit meiner Allzweck-Kabelbindern. Die alten TER-Züge – da bleibt man hier und da hängen. Das Schutzblech muss ich sowieso richten. Aber das kenn‘ ich ja schon von meinen IEC-Zugfahrten in Deutschland.

Es ist sehr warm im Zug. Ich gehe mal in einen anderen Zugabschnitt zum Pinkeln. Was ist das? Hier ist es sehr schön kühl. Aha – auch in Frankreich haben die Züge Probleme mit der Klimaanlage.

In Troyes habe ich mit der Treppe ein ähnliches Problem. Runter geht, rauf nicht so gut – wobei hier die Treppen nicht so extrem steil sind. Spontan helfen mir zwei junge Franzosen die Treppe rauf. – MERCI!

Der Weg zum Hotel ist in Troyes schnell erledigt. Allerdings hat die Rezeption zu. Unterwegs im Zug hat das Hotel bei mir angerufen und Bescheid gegeben, dass das mit dem Fahrrad-Unterstand („velo-garage„) klar geht und gefragt um wie viel Uhr ich komme. Wir einigen uns auf 17 Uhr. Ok Sicherheit muss sein und ich bin eine halbe Stunde zu früh. Nebenan gibt’s beim Araber aber Obst und gekühlte Getränke.

Die Altstadt von Troyes sieht wie ein Champagnerkorken aus und ist alleine schon eine Reise wert. Vom Hotel sind es hin und zurück ca. 3 km und so mache ich eine kleine Nachtwanderung. 😉

Die ganze Altstadt ist ein Fachwerktraum auf der einen Seite und eine einzige Kneipe auf der anderen. Ich nehme einige Bier und esse eine Kleinigkeit. Am Hotel hat der Araber noch offen. Ich kaufe noch etwas Obst und kühles Wasser.

Heute bin ich fast mehr gelaufen als Fahrrad gefahren. Bisher habe ich alles mit eigener Kraft von zu Hause aus geschafft. Außer dem heutigen Tag! Das tut zwar ein bisschen weh; aber Gesundheit geht nun mal vor – da muss ich mir nichts beweisen. Morgen geht’s endlich wieder auf’s Rad: der jungen Seine entlang und in die Weinberge der Champagne.

Bilder des Tages

2015-07-05 Zweiundzwansigster Tag Bar-le-Duc

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Ménil la Horgne – Bar-le-Duc

Tatsächliche Route vom 05.07.2015

Tageskilometer: 36 km – 10 km = 26 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 831 km

Gesamtstrecke: 35705 m
Maximale Höhe: 373 m
Minimale Höhe: 183 m
Gesamtanstieg: 260 m
Gesamtabstieg: -414 m
Download file: Ménil la Horgne - Bar le Duc.gpx

Jean-Pierre konnte ich nicht davon abringen, mein Fahrrad samt Gepäck auf seinen Autoanhänger zu laden und mich die ersten 10 km bis zum nächsten Hügel zu bringen und mich dann in der freien Wildbahn zur Talfahrt auszusetzen. 🙂

My Camino

Das Frühstück ist sehr gut. Nach dem check-out bestehen Sabine und Jean-Pierre  darauf mich bis zur höchsten Kuppe zu transportieren. Ich fühle mich zwar prächtig erholt; aber ich will auch nicht unhöflich sein und wehre mich nicht weiter. 😉 Zum Abschied bekomme ich von Sabine den erste französischen Kuss. Merci Sabine, Merci Jean-Pierre!

Die Talfahrt ist wirklich sehr angenehm. Es geht durch kleine Orte und an vielen Kornfeldern vorbei. Die Landschaft erinnert hier oft ans Sauerland. Mir kommen einigen Radfahrer bergauf entgegen, die sehen bei den hohen Temperaturen – genau wie ich vor zwei Tagen – recht mitgenommen aus.

Bei der von Jean-Pierre  optimierten Talfahrtstrecke geht’s mir natürlich sehr gut. Zwischendurch kann ich außerdem meine Wasservorräte auffüllen. Ratz fatz bin ich in Bar-le-Duc. Die Stadt hat ich ja ursprünglich nicht auf dem Schirm, um so mehr bin ich überrascht: Ein schönnes Städtchen. Da ich früh dran bin, mache ich erst mal mit dem Fahrrad eine Stadtrundfahrt. Der große Kaffee im Café schmeckt prima. Zwar ziehen ein paar Wolken vor die Sonne; aber die Temperaturen bleiben bei > 35°C. Dem opulentem Leben und der hervorragenden Küche von Sabine geschuldet, gibt’s heute zum Mittag nur einen grünen Apfel und Wasser. Gegen 14 Uhr fange ich an ein Hotel zu suchen. Da in der Altstadt mir nichts passendes über den Weg läuft, nehme ich ein Hotel am Bahnhof („gare„).

Morgen geht’s weiter nach Troyes. Den hohen Temperaturen und den zahlreichen Hügeln sowie meiner Form geschuldet nehme ich für diesen Abschnitt den Zug.

Bilder des Tages

2015-07-03 Zwanzigster und Einundzwanzigster Tag Ménil la Horgne

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Commercy -Joinville
Zwischenstopp in Ménil la Horgne

Tatsächliche Route vom 03.07.2015

Tageskilometer: 13 km
Streckenabschnitt insgesamt: 805 km

Gesamtstrecke: 12165 m
Maximale Höhe: 378 m
Minimale Höhe: 230 m
Gesamtanstieg: 240 m
Gesamtabstieg: -133 m
Download file: Commercy-Ménil la Horgne.gpx

Es ist heiß und es geht 7 km steil bergauf.

Ruhetag am 04.07.2015 in Ménil la Horgne

Ruhetag im Le Moulin à Grains bei Sabine et Jean-Pierre Batille.

Fahrradpflege und Waschtag sind angesagt. Sabine wäscht eine Maschine für mich und so kann ich den 5.000 qm großen Garten genießen sowie über den weiteren Verlauf der Strecke bei diesen hohen Temperaturen nachdenken.

Beim Glas Sekt vor dem Essen gibt mir Jean-Pierre weitere Tipps zum fahrradfreundlicheren Streckenverlauf. Wir verwerfen meine Route nach Joinville. Ich bin zwar stolz die sieben Berge auf vier reduziert zu haben. Jean-Pierre empfiehlt Joinville auszulassen und hat eine bessere Idee. Details könnt Ihr dazu im morgigen Blog-Beitrag lesen.

Der Aufenthalt hier in der alten Kornmühle „Le Moulin à Grains“ entwickelt sich zu einem der Höhepunkt dieser Reise. Das Haus ist liebevoll und stilecht über Jahre zunächst von Jan-Pierre und seinem Vater als Stützpunkt für die Jagd und später von Jan-Pierre und Sabine zu einem B&B mit Familien-Anschluss entwickelt worden. Die Küche von Sabine ist vorzüglich!

Der Herr des Hauses erzählt stolz von seinen Erfolgen mit seinen beiden Trüffelhunden (Rasse: Lagotto Romagnolo) und berichtet spannendes von der Jagd und der Renovierung des alten Bauern- und Mühlenhauses. Auch Familie Hans aus dem Elsass ist heute für eine Nacht angereist. Wir genießen zu fünft einen absolut leckeres Hirschfilet mit Nudeln („nouilles„) und natürlich x Gängen. Zum Schluss selbstredend Käse („fromage„) und ganz zum Schluss noch heiße Schokolade mit Sahne. Dazu gibt’s interessante Geschichten und Betrachtungen zur Esskultur der Nationen und da Familie Hans sehr gut deutsch spricht auch Nachfragen zu Motivation und Hintergrund von meinem Camino und wie zufällig ich hier gestern gelandet bin.

My Camino 03.07.2015

Das Frühstück in Commercy ist typisch französisch. Der Kaffee ist sehr gut. Und es gibt frisches Obst.

Die Temperatur ist schon früh am Morgen auf über 30 °C gestiegen. Nach dem Aufsatteln bin ich bereits klatsch-nass. Meine Route führt gleich zu Beginn innerhalb von Commercy auf eine voll gesperrte Straße. Aber das ist mit Navi kein Problem. Nach 2,5 km beginnt der erwartete Anstieg. Die ersten 5 km schaffe ich auch bei den Temperaturen teilweise durch zu fahren. Die Sonne hab ich im Rücken. Das bedeutet obwohl es durch den Wald geht, keinerlei Schatten auf der Fahrspur der D958. Ab dann steige ich abwechselnd ab, erhole mich im Schatten der Böschung, schiebe ein Stück und fahre dann wieder ein Stück im Hamstergang weiter. Bei annährend 40 °C ist aber nach 2 km die Luft bei mir komplett raus. Auch die angenehme fast 2 km Abfahrt nach Ménil la Horgne kann daran kaum was ändern. Ich laufe erst mal die Kirche an, um mich abzukühlen. Doch die Kirche ist verschlossen. Dann setze ich mich auf’s Gras in den Schatten und brauche meine letzten Wasserreserven auf. Mir ist schlecht vor Wärme. Auf den Apfel und den Rest vom Baguette habe ich keinerlei Verlangen. Also denke ich: Übernachtungsmöglichkeit suchen, schlappe bisherige 12 Tageskilometer hin oder her. Gesundheit und fit bleiben geht vor.

Dann haben mich sehr gastfreundliche Franzosen, das Paar Valery und Jonathan, an der Kirche aufgelesen und mich 50 m weiter in ihre Baustelle mitgenommen. ES GAB REICHLICH KALTES WASSER UND ES WAR KÜHL. In dem Moment fühlte ich mich wie im Paradies. Und da war sie wieder eine dieser wunderbaren Begegnungen, das wurde mir zwei Stunden später als ich in der heutigen Unterkunft auf dem Bett lag noch mal zusätzlich bewusst. Zwei jungen Menschen lassen uneigennützig  Ihre Arbeit ruhen, helfen mir, sind überaus zuvorkommend und sehr interessiert, warum ich hier bin und das mache. Die Verständigung funktioniert mit Deutsch, Englisch und Französisch sehr gut.

Bewusst habe ich heute kein Hotel vor gebucht, denn dass die ganze Strecke Commercy-Joinville mit sieben Bergen (!) für mich nicht in einem Rutsch zu bewältigen ist – war klar.  Auch  bei den Optimierungen gestern und bei diesem Wetter heißt der Plan: Mehrere Zwischenstopps und keine Unterkunft vor buchen.

Valery und Jonathan sind auch hier unkompliziert hilfsbereit. Sie empfehlen eine B&B-Unterkunft direkt  in diesem kleinen Ort. Jonathan fährt mich mit dem Auto dahin. Das Hotel ist eine  ehemalige Mühle und wird von Sabine und Jan-Pierre betrieben. Ich buche und hole mein Fahrrad nach. Das Zimmer ist groß und gemütlich. Und die sehr guten Mahlzeiten nehme ich mit den Inhabern in deren Wohnzimmer ein. Es gibt u.a. frisches Bier vom Fass. Sabine spricht deutsch und so entwickeln sich schöne Gespräche.

Nach dem Duschen habe ich leichte Krämpfe in den Schienbeinen. Ich buche einen Ruhetag dazu.

Bilder des Tages

2015-07-02 Neunzehnter Tag Commercy

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Toul – Commercy

Tatsächliche Route vom 02.07.2015

Tageskilometer: 33 km
Streckenabschnitt insgesamt: 792 km

Gesamtstrecke: 32049 m
Maximale Höhe: 300 m
Minimale Höhe: 209 m
Gesamtanstieg: 372 m
Gesamtabstieg: -337 m
Download file: Toul-Commercy.gpx

My Camino

Das Frühstück heute morgen ist sehr französisch. Bereits um kurz nach 8 Uhr sitze ich im Sattel.  Es geht gute 2 km dem Kanal „canal del a marne au rhine quest“ entlang. Dann weiter auf den Landstraßen D400 und D36 (route départementale) in die Hügel. Die Landschaft ändert sich: weite Hügel mit Raps- und Getreidefeldern sowie etwas Wald. Die Frucht ist reif und die Bauern fangen an zu ernten. Hier und da ist ein Mähdrescher auf den Feldern zu sehen. Das Wetter: blauer Himmel, leicht dunstig und mit über 30°C am frühen morgen schon sehr warm.

Ab und zu kreuze ich den kleinen Fluss  „la meuse“ und andere Kanäle. Zwischendurch führen die Straßen durch Orte, so dass ich ein Baguette und kaltes Wasser z. B. in Foug nachkaufen kann. Auch gestern hat sich die Optimierung des heutigen Streckenverlaufs am Laptop hinsichtlich Steigungen und Länge gelohnt. Die drei Steigungen sind einigermaßen moderat. Ich mache mehr Pausen und schiebe dreimal jeweils die letzten Meter mein Fahrrad über die Hügelkuppen, um mich nicht auszupowern. Ich trinke heute viel: 3,5 Liter auf 32 km.

In Euville mache ich eine längere Pause im Straßencafe direkt neben der Kirche Sankt Peter und Paul „Eglise Saint-Pierre-et-Saint-Paul„. Es ist 11 Uhr und jetzt sind’s nur noch 5 km bis zum Hotel in Commercy.

In Commercy mache ich auf einer schattigen Bank im Park Pause, trinke und esse ein halbes Baguette. Den Rest gibt’s heute zum Abendbrot. Bereits um 13:00 Uhr bin ich im Hotel und schlafe erst mal ’ne Runde.

Morgen geht’s weiter in Richtung Joinville. Bei dem Wetter ist mir die bisher geplante Strecke zu lang. Ich will versuchen nur die Hälfte davon zu fahren und mir unterwegs eine Unterkunft suchen.

Bilder des Tages