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2015-07-16 Dreiunddreissigster Tag Belleville-sur-Loire

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.
Es geht weiter an der Loire entlang.

Etappe Pouilly-sur-Loire – Belleville-sur-Loire

Tatsächliche Route vom 16.07.2015
Tageskilometer: 41 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.299 km.

Gesamtstrecke: 40765 m
Maximale Höhe: 184 m
Minimale Höhe: 139 m
Gesamtanstieg: 210 m
Gesamtabstieg: -248 m
Download file: Pouilly-sur-Loire - Belleville-sur-Loire.gpx

My Camino

Um 6:30 Uhr weckt mich mein Smartphone. Eigentlich will ich heute wegen der zu erwartenden extremen Temperaturen früh aufbrechen. Gerade als ich den Laptop abbauen will, bemerke ich: Es gibt wieder Internet. Also schnell die Hotels für das kommende Wochenende buchen, denn auf Grund der Erfahrungen vom letzten Wochenende ist das ratsam. Auch heute morgen sind schon viele Hotels ausgebucht, je näher ich nach Orléans gehe. Statt der idealen angedachten 2 x 55 km muss ich auf 31 km und 79 km die Strecken aufteilen, um für mich passende Unterkünfte an der Loire zu finden.

Unter meinem Hotelfenster treibt ein Schäfer seine Schafherde vorbei. Das Frühstück ist sehr gut. Als ich um kurz vor 10:00 Uhr losfahre, sind es bereits 32°C. Ich fahre vom Hotel zur Stadt hoch und dann über die Brücke zurück auf den linken Loire-Deich auf den Radweg. Der Belag ist heute stellenweise etwas holprig. Aber im großen und ganzen sehr gut. Ich komme trotz der steigenden Temperaturen gut voran.

Die Dichte der Ortschaften, Kirchen und Gasthäuser ist heute höher. Das ist auch gut so. So kann ich bei den extremen Temperaturen mehr Trinkpausen mit gekühltem Wasser machen. Eine Gaststätte füllt meine Wasserflasche nicht nur kalttem Wasser, sondern auch mit Eis auf. Einige Etappenteile verlaufen sogar im Schatten. Die letzten 10 km brennt  die Sonne in der Mittagszeit heftig. Mein Tacho-Thermometer liegt im Fahrtwind und in meinem Körperschatten und zeigt stolze 44,4 °C an.

Nach dem guten Frühstück und in der Hitze verzichte ich auf eine Mittagspause. Die Bauern sind mit der Ernte – mal abgesehen vom Mais- ziemlich durch. Unterwegs tauchen auch die ersten Schlösser oder Burgen auf.

Mal sehen was die Ortschaft und der Abend bietet. Kurz vor der Ankunft kommt aber erst mal ein Kernkraftwerk. Die beiden Kühltürme sind schon von weiten zu sehen. Auch wenn ich sie am liebsten gar nicht sehen möchte. Der Radweg führt unmittelbar an den beiden Druckwasser-Reaktoren aus den 80ern des vorigen Jahrhunderts und am Umspannwerk vorbei. Die Pampe soll 2028/29 abgeschaltet werden. Ich bin froh als ich vorbei bin.

Das Hotel heute ist um so schöner. Modern, zweckmäßig, klimatisiert, freundlich. Die Küche ist offen und sieht gut aus. Das Hotel liegt wunderschön direkt am Loire-Kanal. Von meinem Zimmer kann ich auf den Kanal und die Kühltürme schauen. Ja, ja kein Kraftwerk sehen wollen; aber über die Klimaanlage freuen.

Heute ist nach der Hitze ein kleiner  Waschtag fällig. Duschen sowieso. Die Wäsche ist schnell trocken. Internet  via WiFi funktioniert. Und der morgige Routenverlauf ist am Laptop schnell fertig. Zeit sich auch mal wieder zu Hause telefonisch zu melden.

Nach über 10 Tagen steht auch mal wieder ein Abendessen an. Das mehrgängige Menü auf der Garten-Terrasse ist abendfüllend und sehr gut. Ab dem Hauptgangspielt eine zwei Mann Band. Reichlich Zeit zum Innehalten.

Morgen geht’s eine kurze Etappe nach Gien weiter. Und Übermorgen kommt noch einmal eine richtig lange Etappe nach Orléans.

Bilder des Tages

2015-07-15 Zweiunddreissigster Tag Pouilly-sur-Loire

Habe heute leider kein stabiles W-LAN / WiFi – sonst alles ok.

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.
Es geht weiter an der Loire entlang.

Etappe Nevers – Pouilly-sur-Loire

Tatsächliche Route vom 15.07.2015
Tageskilometer: 53 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.258 km.

Gesamtstrecke: 52778 m
Maximale Höhe: 234 m
Minimale Höhe: 153 m
Gesamtanstieg: 291 m
Gesamtabstieg: -314 m
Download file: Nevers - Pouilly-sur-Loire.gpx

My Camino

Das Frühstück im Hotel ist reichhaltig mit Schinken und Käse
sowie frischem Obst.  Gegen 9:00 Uhr trete ich in die Pedale. Ich fahre zunächst über Land.  Es geht 1 km eine 6%-Steigung hoch.
Das letzte Stück über die Kuppe schiebe ich.  Danach fahre  ich zur Loire runter meist bergab.  Auf der D12 überquere ich die Loire. Sofort nach der Brücke fahre ich praktisch den Rest der heutigen Strecke  am linken Ufer auf der Deichkrone der Loire entlang.
Gegenwind habe ich fast gar nicht.

Der Weg ist sehr gut. Ich komme gut voran.  Der Radweg ist außerhalb der Orte sehr gut beschildert.  Unterwegs geht’s auch durch Naturschutzgebiete.

Andere, ebenfalls schwer bepackte Radfahrer kommen mir gelegentlich entgegen  und einer hat mich auch heute überholt. Der ist aber schnell, denke ich  als ich auf meinem Tacho 22 km/h sehe.
Später treffe ich ihn in der Stadt beim Mittag wieder. Es sind bedeutend weniger Radfahrer unterwegs, als ich erwartet hatte.

Die Temperaturen haben sich von knapp 30 °C am Morgen bis auf 40 °C  gegen 12:00 Uhr wieder hochgeschraubt. Die Loire scheint auf Grund der Trockenheit der letzten Wochen sehr wenig Wasser zu führen. Ich sehe sehr viele Sandbänke.  Der Deich führt nicht immer am aktuellen Ufer entlang,  sondern entfernt sich manchmal weit davon. Der über 1.000 km lange Strom Loire scheint riesige Überschwemmungsgebiete zu brauchen.

An der heutigen Strecke finde ich ein historisches Gasthaus, das am Morgen schon geöffnet hat.  Natürlich lege ich dort eine Trinkpause ein.  Der Wirt ist gesprächig …

Kurz vor dem heutigen Tagesziel verlasse ich die Deichkrone
und quere bei Pouilly-sur-Loire den Fluss. Genau wie gestern liegt die Stadt  am Berg. Dort mache ich im kleinen Zentrum Mittagspause.  Hier sehe ich am Ende der Straße auch die ersten Weinberge an der Loire.

Mein Hotel liegt etwas außerhalb. Meine Koordinaten passen nicht ganz,  so dass ich das Hotel erst im zweiten Anlauf finde.

Morgen geht es weiter nach Belleville-sur-Loire.  Ein Hotel konnte ich noch buchen, bevor das W-LAN hier defekt ging. Am Freitag ist das Ziel Gien. Hotel ist gebucht.

Bilder des Tages

2015-07-14 Einunddreissigster Tag Nevers

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.
Ab heute geht’s an der Loire entlang.

Etappe Decize – Nevers

Tatsächliche Route vom 14.07.2015
Tageskilometer: 42 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.205 km.

Gesamtstrecke: 41311 m
Maximale Höhe: 202 m
Minimale Höhe: 172 m
Gesamtanstieg: 327 m
Gesamtabstieg: -339 m
Download file: Decize-Nevers.gpx

My Camino

Heute morgen beim Frühstück sprechen mich zwei silberlockige, französische  Radfahrerinnen und ihr männlicher Begleiter an. Sie haben mich in den letzten Tagen wohl mehrfach am Kanal gesehen und fragen, wie es mir auf diesem Abschnitt gefallen  hat. Ich antworte natürlich „très bien„. Was soll ich sagen, wir kommen natürlich ins Gespräch. Ich kann dem Redeschwall mit meinen wenigen Vokabeln natürlich nicht folgen. Wir wechseln nach Englisch. Die drei fahren nach dem Canal du Nivernais nun auch die Loire weiter. Wir reden über Orléans. Sie geben Tipps. Sie fragen nach. Zum Schluss sind wir auf dem Weg zum Nordkap.

Ich hole mein Fahrrad aus dem komfortablen und gesichertem Unterstand. Als ich mit dem Aufsatteln fertig bin und losfahren will, fehlt im Navi die heutige Route. Also noch mal den Navi an den Laptop: Aber die Route ist im Navi, wird aber nicht zur Auswahl angezeigt. Navi sichern und alte Daten löschen und schon funktioniert’s wieder. Als ich losfahre ist es mittlerweile 9:45 Uhr. Da heute nur gut 40 km geplant sind ist das kein Thema

Der Loire-Radweg führt hier direkt am Hafen-Hotel entlang und setzt sich nach einem halben km an einem Loire-Kanal fort.   Der Belag und die Beschilderung sind durchgängig sehr gut. Auf dem ganzen Weg gibt’s zwei Kirchen, die sind zu. Und ein Gasthaus, das ist auch zu. Ich mache nach 12km bis 15 km meine Trinkpausen und komme trotz gelegentlichem Gegenwind gut voran. Als mich ein älterer Radfahrer überholt hänge ich mich an ihn dran und fahre in seinem Windschatten. Das ist vom Gegenwind her natürlich Spitze. Der Vorausfahrer fährt konstant 20 km/h, da kann ich eine Weile gut mithalten. Das ganze ist mir aber auf Dauer doch zu anstrengend, denn ich muss mich zu sehr auf den Vordermann konzentrieren. Nach 2 km lasse ich ihn ziehen und fahre mein Tempo mit 15 km/h bis 18 km/h gemütlich weiter.

Gerade geht mir durch den Kopf: Fast wie am Canal du Nivernais; nur vor sind die Schleusen? Kaum gedacht, da kommen welche.

Ich treffe alsbald am Hafen von Nevers ein. Lande allerdings zunächst an einer Sperrung. Hier wird ein großes Feuerwerk für’s Stadtfest aufgebaut. Ein freundlicher Franzose winkt mich jedoch durch. So sehe ich die Kathedrale und Brücke über die Loire vor mir. Ich schiebe den Weg über die Brücke  bis hoch zur Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Julitte. Die Kirche Saint-Etienne habe ich leider nur von Außen besichtigt. Nevers liegt/lag an einer der vier Hauptpilgerrouten des „Jakobswegs“ nach Santiago de Compostela,
die Via Lemovicensis, mit dem Ausgangsort der nahen Abtei Vézelay. Einen Pilgerstempel bekomme ich neben der Kathedrale im Touristenbüro.

Ich vermisse in der Nähe der sakralen Gebäude die Restaurants und Gasthäuser und will gerade jemanden danach fragen. Aber direkt um die nächste Ecke gibt’s davon reichlich. Vor einem Café stehen viele Fahrräder. Hier kehre ich ein. Ich trinke Wasser und Bier vom Fass. Aus der Karte suche ich mir eine Frikadelle mit  Kartoffeln und Salat aus. Es kommt ein sehr gutes Tartar. So ist das halt bei mangelnden Sprachkenntnissen. Zum Schluss noch einen Kaffee und die Wasservorräte ergänzen.

Dann mache ich mich auf den Weg zum Hotel. Es geht direkt an der Loire entlang. Erst an der Straße, dann durch einem Park. Das in die Jahre gekommene Hotel selbst liegt auch in einem Park mit mächtigen alten Baumbestand. Das von mir gestern gebuchte Hotel hat einen  Pool und ist scheinbar ausgebucht. Neben uns Silberlocken sind auch viele Familien mit Kindern hier. Ich sitze mit meinem Laptop erst auf der Terrasse und dann in der Lobby; denn WiFi gibt’s hier nur im öffentlichen Bereich. Das ist auch mal ganz interessant.

Nach dem die „Frikadelle“ schon wieder raus wollte, geht’s mir gut. Morgen geht’s die Loire entlang weiter nach Pouilly-sur-Loire. Ein Hotel habe ich nach den Erkenntnissen von heute vor gebucht.

Bilder des Tages

2015-07-13 Dreissigster Tag Decize

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Auch heute geht’s den dritten und letzten Tag weiter dem Canal du Nivernais Richtung La Loire entlang.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.

Etappe Chatillon-en-Bazois – Decize

Ein Hauptziel: La Loire erreicht und überquert

Eines der Hauptziele dieses Streckenabschnitts der Fluss Loire ist nach 1.162 km gesund, glücklich und überwältigt erreicht. Ich  schiebe mein Fahrrad über die Brücke in Decize und genieße jeden Schritt. Bei aller Demut, dass ich das erleben darf, bin ich natürlich auch ein bisschen stolz und dankbar. DANKE!

Tatsächliche Route vom 13.07.2015
Tageskilometer: 55 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.163 km.

Gesamtstrecke: 55110 m
Maximale Höhe: 241 m
Minimale Höhe: 193 m
Gesamtanstieg: 412 m
Gesamtabstieg: -435 m
Download file: Chatillon-en-Bazois - Decize.gpx

Mein Camino

Ich sitze heute schon um 8:30 Uhr im Sattel. Die B&B-Unterkunft in Chatillon liegt nur wenige Meter vom Radweg entfernt. Ein letzter Blick, ein letztes Foto und schon geht’s auf dem schönen Radweg gut voran.

Montag morgen: die erste Stunde begegnet mir nur ein Radfahrer. Auch auf den Hausboten schlafen die Menschen noch. Selbst die Gassigeher sind nicht zu sehen. Dafür begegnen mir Hühner, Eichhörnchen, Fischreiher, Gänse, Enten und Störche.

Auch die Schleusenwärter scheinen noch zu schlafen oder dösen auf Ihren Liegestühlen. Frankreich ein Land  zum Entschleunigen geht mir durch den Kopf.

Die Schleusendichte pro Kanalkilometer sowie die Anzahl der Dörfer, Kirchen und Cafes ist deutlich geringer. Die Stecke läuft sehr gut. Der Himmel ist blau-weiss und ich komme gut voran. Nach 15 km mache ich die erste Trinkpause. Es sind angenehme 25 °C.

6 km vor dem Tagesziel steuere ich eine Kirche an, die leider geschlossen ist. Die Kneipe in der Nähe hat allerdings auf. Frisch gestärkt mit kaltem Wasser und Kaffee geht’s an die letzten Tages-km. Die ziehen sich wie immer, zumal ordentlich Gegenwind aufkommt. Dann heißt es Abschied nehmen vom Kanal, der mich die letzten drei Tage begleitet hat. In Decize laufen mehrere Wasserstraßen zusammen: der Fluss Loire, die Einmündung des Nebenflusses Aron. Unmittelbar daneben mündet auch der Canal du Nivernais, der von Auxerre ausgehend die Morvan-Berge überwunden hat.

Die Altstadt liegt auf einem Hügel. Dort mache ich ausgiebig Mittag. Ein, zwei Tische weiter sitzt eine franz. Familie mit Ihren zwei erwachsenen Söhnen. Alle vier schauen öfter freundlich zu mir rüber und blicken auch zu meinem Fahrrad. Als ich mit dem Essen fertig bin, kommt Jean-Pierre rüber und spricht mich an.  Er erzählt, dass auch er schon auf dem Jacobsweg unterwegs war. Wir unterhalten uns überwiegend auf Englisch und wir kommen in ein längeres Gespräch über Motivation und Ziele. Außerdem reden wir über’s Entschleunigen, La Loire und den Canal. – Wunderbar.

Danach kaufe ich noch in der Altstadt Getränke nach und fülle mein Bargeld am Automaten auf.

Jetzt sind’s nur noch wenige Meter bis zur Loire. Ich geniesse die Ankunft und Überquerung in vollen Zügen.

Mein modernes Hotel liegt im Hafen. Außerdem ist heute noch Waschutag .

Heute ist der 13.07.2015, da war doch noch was. Aha, mein Neffe Harald hat Geburtstag. Als ich das denke, trudelt auch schon sein Kommentar (siehe unten) ein.

Die verbleibenden Tage: bis zum Wochenende die Loire hoch bis Orléans, dann Rückreise über Paris, Schengen, Trier, Koblenz, Köln usw.

Morgen geht’s erst mal bis nach Nevers. Ein Hotel habe ich vorsichtshalber bereits gebucht. St. Étienne de Nevers steht auf jeden Fall an.

Bilder des Tages

2015-07-12 Neunundzwanzigster Tag Chatillon-en-Bazois

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Auch heute geht’s weiter dem Canal du Nivernais Richtung Loire entlang.
Den gesamten realen Verlauf des Streckenabschnitts findest Du hier.

Etappe Coulanges-sur-Yonne – Chatillon-en-Bazois

Tatsächliche Route vom 12.07.2015
Tageskilometer: 78 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.108 km.

Gesamtstrecke: 77706 m
Maximale Höhe: 291 m
Minimale Höhe: 119 m
Gesamtanstieg: 671 m
Gesamtabstieg: -548 m
Download file: Coulanges-sur-Yonne - Chattilon-en-Bazois.gpx

My Camino

Beim Frühstück sitzt e in flämisches Pärchen mit am großen Tisch. Beide sind gestern quasi gemeinsam mit mir angekommen. Sie sind vom Mittelmeer auf der Rückreise nach Brüssel. Sie fragen nach meiner Pilgerreise, sind sehr interessiert und wir kommen ins Gespräch …

Bereits um 8:15 Uhr starte ich heute. An dieser kleinen wunderbaren Wasserstraße Nivernais entlang, – statt über die Berge – zur Loire zu fahren ist eine Superidee. Die Strecke ist auch heute fantastisch. An jeder Staustufe steht ein kleines Häuschen für die Kurbler. Auffallend ist: Sind im Vorgarten dieser Häuser aus der Zeit 1825 bis 1835 viel Blumen oder ist das Haus bunter als sonst, steht an der Kurbel meist eine Frau.

Auch gestern habe ich mich gefragt, warum die Schleusenwärterinnen nicht auch Getränke anbieten. Heute ist es soweit: Zwischen Kanal und L’Yonne ist passend zur Mittagszeit in einem der besagten Häuschen ein Restaurant. Ich nehme die Tages Empfehlung: Muscheln.

Außerdem fällt mir am heutigen Sonntag auf, hier scheinen mehr Frauen als Männer zu angeln.

Bei 40 Tageskilometer gibt’s den ersten Hinweis auf eine Unterkunft. Das ist mir aber heute noch zu früh. Ich will noch bis zu 20 km fahren. Auf dem Weg bis Baye sollte sich was finden lassen.

Das war aber nix. Wenig Orte bis dahin und schon gar keine Hotels. 10 km vor Baye ist direkt am Kanal eine Touristeninformation. Meine Frage nach einem Zimmer  wird mit Prospekten beantwortet. Leider liegen aber die meisten Unterkünfte schon hinter mir oder weit vor mir. Ich denke, na ja in Baye werd ich bestimmt fündig.

Auf dem Weg nach Baye geht’s tatsächlich noch mal richtig gut bergauf. Alle paar 100 Meter ist hier eine Staustufe. Erstaunlich, was sich die Ingenieure da vor über 200-250 Jahren ausgedacht und realisiert haben. 32 Schleusen bergauf bis zur Wasserscheide Baye und dann 78 Schleusen bergab.

In Baye sind 62 km hinter mir und allerdings die Unterkünfte voll. Es sei denn man hätte ein Zelt dabei. Gut das ich gestern den für Morgen geplanten Routenabschnitt schon in den Navi geladen habe. Also kurze Trinkpause und die neue Etappe aufrufen. Los geht’s: Au Backe der nächste größere Ort ist Chatillon-en-Bazis – mal eben 16 km weiter. Die Strecke sollte aber gut laufen. Es geht tendenziell bergab, das hab ich noch von der Planung und Sichtung des Höhenprofils in Erinnerung. Nur allmählich tut der A***h weh. Na gut nicht entmutigen lassen und rein in die Pedale. Immer schon mal schauen, wo sich dann mein Biwak-Schlafsack gut platzieren lässt. 😉

Der Radweg führt nach 16 km direkt durch den Ort. Gleich an der Kreuzung ein Hinweis auf ein Hotel. Erst mal in der Bar an der Kreuzung was Kaltes trinken. Ich frage den Wirt nach einer Unterkunft. Er deutet auf ein B&B-Quartier eine Querstraße weiter. Und – ich bekomme das letzte freie komfortable und gut riechende Zimmer. Prima! Erst mal duschen und dann den Popo entspannen.

Fazit: ein schöner Tag; aber um die Berge kommt auch ein Kanal nicht drum rum, er braucht halt nur 110 (!) Schleusen.

Bilder des Tages

2015-07-11 Achtundzwanzigster Tag Coulanges-sur-Yonne

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Mein neuer Routenverlauf führt – statt über die Berge direkt zur Loire – jetzt über einen schönen Umweg auf Radwegen an den Kanal- und Flusslandschaften der Bourgogne entlang zur Loire.

Etappe Champs-Sur-Yonne – Coulanges-Sur-Yonne

1.000 km heute überschritten

Die 1.000 km Marke habe mit dem Fahrrad und aus eigener Kraft heute irgendwo bei Prégilbert überschritten.

Tatsächliche Route vom 11.07.2015
Tageskilometer: 46 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 1.030 km.

Gesamtstrecke: 45553 m
Maximale Höhe: 157 m
Minimale Höhe: 101 m
Gesamtanstieg: 416 m
Gesamtabstieg: -373 m
Download file: Champs-sur-Yonne - Coulanges-sur-Yonne.gpx

My Camino

Das Wetter ist sehr schön. Die Hotels an der Loire sind wohl weitgehend an diesem Wochenende ausgebucht. Alle angefragten Hotels: „Wir sind ausgebucht, tut mir leid“ „complet, désolé„. So hab ich mir gestern Nacht einen anderen Routenverlauf überlegt.

Ich fahre den Canal du Nivernais entlang. Dieser Kanal verläuft parallel zum Fluss L’Yonne, hat wunderschöne handbetriebene Staustufen und einen perfekten Radweg.

Der Radweg führt praktisch direkt am Hotel vorbei. So ist er schnell gefunden. Ich komme bei angenehmen 25 °C sehr gut voran. Ein Hotel habe ich nicht vor gebucht  und gehe davon aus, dass ich unterwegs ab 40 km Tagesstrecke anfange zu suchen. Da dieses Gebiet touristisch weniger erschlossen ist, sollte ich hier auch am Wochenende in einem der kleinen Orte ein Zimmer „chambre“  finden.

Ich finde die Strecke sehr schön. Ein Radweg, keine Autos, keine Berge.  Die Strecke ist flach nur an den Kreuzungspunkten kleine Auffahrten zu den Brücken und Stopp-Schildern für den querenden Verkehr. Gelegentlich habe ich Gegenwind. Nach 12 km bis 15 km mache ich jeweils Trinkpausen.  In den Dörfern verlasse ich manchmal den Radweg und fahre zur Kirche. Einige sind heute am Samstag sogar auf. Und neben der Kirche findet man auch in Frankreich auch manchmal ein offenes Wirtshaus zum Durst löschen.

Drei Lieder gingen mir heute auf dem Rad unentwegt durch den Kopf: „Von guten Mächten …“, „Mögen die Straßen …“ und „Ehre sei Gott und den Menschen Frieden …“ – Der Kirchentag Stuttgart 2015 und seine Nachwirkungen …

An dieser Strecke gibt’s heute junge Schleusenwärter und auch Schleusenwärterinnen bei Ihrer Arbeit zu bestaunen. Auf dieser Pilgerreise wird mir immer mehr bewusst, das Frankreich neben seinen Flüssen auch ein riesiges, intaktes Wasserkanalnetz hat.

Zum Schluss des Tages eine Umleitung über einen Hügel. Dann laufe ich einen größeren Campingplatz an. In dem Imbiss am Kanal mache ich Mittag. Beim Bezahlen frage ich die Kellnerin nach einem Hotel in der Nähe. Die Antwort: Über die Brücke und geradeaus. Und Volltreffer: Ein Dorfbrunnen mit Hotel. Mein Zimmer ist klein aber fein, frisch renoviert und klimatisiert. Die Dusche ist groß. WiFi sowieso. In dem Dorf leben ca. 550 Menschen.

Schon wieder eine schöner Tag – übrigens der achtundzwanzigste schöne Tag! Morgen geht’s weiter den Radweg entlang.

Bilder des Tages

2015-07-09 Sechsundzwanzigster Tag Chablis

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Tonnerre –  Chablis

Tatsächliche Route vom 09.07.2015

Tageskilometer: 22 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 961 km

Gesamtstrecke: 21583 m
Maximale Höhe: 285 m
Minimale Höhe: 125 m
Gesamtanstieg: 337 m
Gesamtabstieg: -325 m
Download file: Tonnerre-Chablis.gpx

My Camino

Heute und morgen sind an Stelle eines Ruhetages nur kurze Etappen geplant. Heute bis Chablis:

Nach dem Frühstück geht’s ordentlich bergauf. Die Temperatur ist mit deutlich unter 30 °C sehr angenehm. Der Himmel ist blau-weiß. Die ca. 3,5 km lange Steigung beginnt schon im Ort und hat 6% bis 10 %, so dass ich längere Zeit schiebe.  Die anschließende 2 km lange Abfahrt tut danach natürlich gut. Die nächste Steigung ist auch 3,5 km lang, da kann ich weite Bereiche fahren – nur über die Kuppe schiebe ich wegen der Kondition und des überwältigenden Rundblicks. Die Qualität des Weges ist heute gut. Das erste Stück auf der D944a/944 hat mässigen Autoverkehr. Ich schiebe weitgehend auf der linken Seite. Nur in manchen Kehren wechsele ich auf die rechte Seite, da mich sonst die Autofahrer in den engen Kurven zu spät sehen. 4,3 km nach dem Start geht’s aber auf sehr verkehrsarmen Straßen weiter. 17 km lang eine sehr schöne Strecke durch Felder und Weinberge und tendenziell immer schön bergab. Die kleineren Steigungen zwischendurch schaffe ich ohne außer Atem zu kommen. Kurz vor Chablis in Chichée mache ich punkt 12 Uhr Mittag, kaufe ein halbes Baguette und fülle meine Wasservorräte auf.

Kurze Zeit später komm ich nach Chablis, dem heutigen Tagesziel. Mein Zimmer im Hotel ist noch nicht fertig. Ich bin bei der kurzen Strecke heute früh dran. Eine gute Gelegenheit sich in dem Touristen-Örtchen um zu schauen und Vitamine und Coffein nach zu schieben.

Heute ist außerdem Waschtag. Duschen sowieso. Und die weitere Strecke planen stehen auf dem Programm. Inzwischen sind’s auch wieder über 30°C.

Morgen fahre ich von Chablis nach Chams-Sur-Yonne und übernachte in La Cour Barrée. Das ist über den Fluss Yonne noch mal einen Ort weiter. So ist jedenfalls der Plan. Die erste Steigung ist 1,7 km und die zweite Steigung ist 6 km lang. Dann folgen hoffentlich gut 10 km Abfahrt. Ob die Fahrt über die D62 so realisierbar ist oder ob ich unterwegs um plane, werden wir sehen …

Bilder des Tages

2015-07-08 Fünfundzwanzigster Tag Tonnerre

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Les Riceys – Tonnerre (Bourgogne)

Tatsächliche Route vom 08.07.2015

Tageskilometer: 51 km
Heutiger Tagesgesamtanstieg: 800 m
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 939 km

Gesamtstrecke: 50288 m
Maximale Höhe: 348 m
Minimale Höhe: 131 m
Gesamtanstieg: 798 m
Gesamtabstieg: -823 m
Download file: Les Riceys - Tonnerre.gpx

Die Champagne liegt hinter mir. Ich bin in im Weinanbaugebiet Burgund.

My Camino

Heute Nacht sind nach Tagen großer Hitze die Temperaturen gefallen. Das ist sehr angenehm. Der Himmel zeigt sich heiter bis wolkig. Auch fallen hin und wieder ein paar Regentropfen. Das ist aber kaum der Rede Wert.

Das Frühstück blieb hinter der Qualität des sonst sehr guten Hotels leider etwas zurück. Eigentlich ist alles sehr gut, doch aufgebackene Baguettes hab ich nun wirklich in dieser Hotel-Kategorie nicht erwartet. Bei der Bezahlung wird meine MC nicht akzeptiert. Gut, dass ich gestern meine Barreserven aufgefüllt habe. Nach Rücksprache mit meiner Bank ist aber mit der MC alle ok. Im Ort finde ich noch einen Geldautomaten – auch der will meine EC nicht. Bis zum Abend hat sich aber alles aufgeklärt. Vermutlich ist das Bergdorf heute Morgen datentechnisch von der Außenwelt abgeschnitten. Zu guter Letzt drückt’s etwas am linken Oberschenkel. Kontrollgriff: Ah, ich habe den Hotel-Schlüssel vergessen abzugeben. Also kurz wenden. Der hilfsbereite Wirt schaut etwas irritiert aus dem Fenster, als ich wieder auflaufe, aber als ich ihm den Schlüssel zeige …

Die Sache mit der MC und dem Schlüssel sind heute Morgen nicht die einzigen kleinen Startprobleme. Es tauchen noch zwei weitere auf der Strecke auf …

Nach dem kleinen Fehlstart mit dem Schlüssel komme ich die ersten km gut voran. Die Ortsteile Ricey-Bas, Richey-Haut-Rive, Richey-Haut sind schnell durchfahren. Hier – wie in anderen Orten der Champagne – gibt es sowohl verlassene und verfallende Häuser als auch prächtig herausgeputzte Weingüter. Im Straßenbild sehe ich heute morgen überwiegend ältere Menschen oder Weinbauern mit großen Spezialtraktoren oder Ihren Jeeps.

Am Ende von Les Ricey nehme ich eine Abzweigung zu früh. Mit Hilfe des Navi ist das jedoch trotz des Anstiegs schnell korrigiert. Jetzt wird’s ernst. Es geht bergauf und die „befestigte Straße“ ist sehr grob  befestigt. Da ist zwischendurch immer mal wieder Schieben angesagt. Bei 17°C bis 25°C ist das aber deutlich einfacher als bei über 35 °C der vergangenen Tage.

Die Strecke durch Wald du Felder habe ich gewählt, weil Sie insgesamt die geringsten Steigung hat. Mit „befestigten Straßen“ habe ich bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Aber hier wird’s heute echt hart. Es liegen Schotterbrocken in der größe von halben Backsteinen auf der Piste und teilweise haben im Wald die Holzrückmaschinen die Gleise bis zu einem halben Meter ausgefahren. So komme ich mit größter Konzentration trotzdem relativ langsam voran. Gerade als ich im Navi-Kartenausschnitt nach Alternativen parallel zur Streckenführung suche, wird die Straße viel besser. Also bleibe ich zunächst bei der geplanten Route.

Die bessere Straße ist nach 2 km schon wieder zu Ende. Und ich fahre Waldwege und treffe zwei Füchse. Dann der Hammer: als ich fast durch den Wald bin: Ein schwer verschlossenes Gatter. Es wär an dieser Stelle nur noch 1 km Wald gewesen. Ich überlege kurz ob ich absattele und über’s Gatter klettere … – aber den Gedanken verwerfe ich sofort wieder. Ich entscheide zurück zu fahren und das Waldstück zu umfahren. Macht einen Umweg von ca. 6 bis 7 km mit einer Talfahrt und anschließender knackiger Steigung aus. So ist das halt beim pilgern. Ich bleibe gelassen.

Währen des Umwegs plane ich mit den Navi-Ansichten nun doch einen alternativen Streckenverlauf über Landstraßen. Die Bauern sind hektisch mit Ihren Mähdreschen unterwegs, da der Himmel nach Regen aussieht, der bleibt aber aus. Es ist allerdings zwischendurch windig – natürlich meistens Gegenwind.

Auf den Landstraßen komme ich grundsätzlich besser voran. Allerdings gibt’s reichlich Steigungen und Talfahrten und wieder Steigungen und wieder Talfahrten. Viele Steigungen fahre ich durch. Einige schiebe ich streckenweise. Meine Wasservorräte nehmen drastisch ab. Nach 28 km in Villon ist das Wasser alle. Ich frage einen Mann auf einem Hof höflich nach Leitungswasser. Hier kommt wohl so oft kein bepackter Radfahrer vorbei. Meine Wasserflaschen sind schnell aufgefüllt. Er interessiert sich für meinen Weg und mein Tagesziel. Er ruft seine Frau, die spricht englisch und beide schlagen mir am Navi vor meine Strecke etwas zu korrigieren und der „Yellow-Line“ zu folgen. Ich nehme den Rat gerne an. Jetzt geht’s noch mal heftig bergauf. Der Gegenwind bläst zwischendurch recht kräftig. Aber dann folgt eine sehr schöne lange Abfahrt. Dann wieder bergauf usw. usw. Die „Yellow-Line“ nähert sich dann 7 km vor dem Tagesziel meiner ursprünglich geplanten Streckenführung.

Herrlich – es geht die letzten 7 km am Kanal entlang. Ich denke ich bin doch der typische Flusstal-Fahrradfahrer. 😉

Der Kanal fasziniert mich mit seinem Betrieb, den lebenden echten Schleusenwärtern, die die Schleusentore mit Ihrer Muskelkraft bedienen und die Bote und Jachten passieren lassen – wunderschön. Die letzten 7 km am Kanal auf dem sehr guten „befestigten Weg“ vergehen natürlich blitzschnell.

Als ich um 16:45 Uhr im Hotel absattele, bin ich froh die heutige Strecke mit immerhin fast 800 m (!) Gesamtanstieg und der einen oder anderen Widrigkeit  gut hinbekommen habe. Zur Belohnung bestelle ich mir einen halben Liter Bier. Als ich kurz danach auf dem Bett liege und die Schwere des Biers wieder aus den Beinen verschwindet, bin ich zufrieden und glücklich.

Danach gehe ich beim Araber Wasser, Schinken, Käse und Obst kaufen. Vorher hebe ich mit meiner EC Geld ab und siehe da: es funktioniert wieder.

Sitze neben dem Hotel in der Taverne, habe W-LAN, blogge und trinke Bier und Kaffee. Es ist jetzt 21:30 Uhr und ich überlege, ob ich morgen ein Tag Pause mache oder weiterfahre. Alternativ bietet sich mir auch an nur eine kurze Strecke bis Chablis zu fahren.

Bilder des Tages

 

2015-07-07 Vierundzwanzigster Tag via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Die Planung zu dieser Etappe findest Du hier.

Etappe Troyes via Bar-sur-Seine – Les Riceys

Tatsächliche Route vom 07.07.2015

Tageskilometer: 52 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 888 km

Gesamtstrecke: 51783 m
Maximale Höhe: 191 m
Minimale Höhe: 118 m
Gesamtanstieg: 398 m
Gesamtabstieg: -369 m
Download file: Troyes-Riceys.gpx

 My Camino

Im Hotel kommt während des – bis auf den Kaffee – wirklich guten Frühstücks die Inhaberin und interessiert sich für mein velo und My Camino. Sie hatte gestern schon mit mir telefoniert.

Nach dem Frühstück sind erst mal die kleineren Reparaturen am Fahrrad dran: Schutzbleche richten und Geschwindigkeitssensor wieder montieren.  Dann noch etwas Bargeld ziehen. Wer weiß, ob’s in den Weinbergen Geldautomaten gibt. Und dann vor dem Losfahren unbedingt Martha, meine Schwiegermutter anrufen und zum Geburtstag gratulieren.

Am Geldautomaten spricht mich eine ältere Französin an und fragt nach meiner Reise. Startort, Zielort, Nation, Wie viel km bis heute, Motivation usw. Zum Schluss verabschiedet Sie sich mit „bon voyages“ und unter staunendem Kopfnicken mehrfach mit Chapeau, Chapeau Monsieur.

Ich fahre noch mal zur Altstadt um noch ein zwei Fotos bei anderem Licht und Sonnenstand als gestern zu machen. Die Kirchen sind zu und die Tourist-Information öffnet erst um 10 Uhr. So fahre ich los. Unterwegs optimiere ich nach einem heftigen Schlagloch noch mal die vordere Schutzblechausrichtung. Auch die Luft meiner Reifen prüfe ich an einem Automaten an der Strecke.

Auf der D671, die an zahlreichen Seen und Campingplätzen vorbei führt, komme ich gut voran.

In Les Vaudes gibt erst kühles Wasser und ein paar Meter weiter sehr guten Kaffee. Der Kaffee tut nach dem schwarzem Wasser im Hotel heute morgen sehr gut. Die Inhaberin fragt nach My Camino … Während ich in der Bar auf dem Bürgersteig am Zebrastreifen sitze, bewölkt sich kurz der Himmel. Es fängt an zu regnen. Der Regen verdunstet bevor er auf dem Boden oder auf meinen Packtaschen angekommen ist. Nach zwei Minuten ist der Regen vorbei und die Sonne macht Ihren 35 °C  Job.

In Bar-sur-Seine bin ich bei der Hotelsuche nicht erfolgreich. Alle Hotels ausgebucht. Ich trinke was und mache Mittag in einem Crepe-Restaurant.  Vorspeise Crepe, Hauptgang Crepe, Nachspeise Crepe.

Dann fahre ich in die Weinberge weiter in Richtung Riceys. Ich überquere die junge Seine. Danach geht’s langsam  bergauf. Die Getreidefelder nehmen ab und die Weinberge zu. Der Anstieg ist mit über 400m ganz ordentlich. Ich bin ausgeruht und fahre alle Kuppen durch. Bin froh als ich am Hotel ankomme. Bin noch froher, das der Wirt ein Zimmer frei hat. Das Zimmer ist eine Suite – super komfortabel. Der Preis ist allerdings ordentlich. Ich trinke drei kalte Mineralwasser, parke mein Fahrrad und nehme ein entspannendes Bad.

Zum Abendessen gibt’s zwei Äpfel, die ich gestern am späten Abend noch beim Araber gekauft habe.

Morgen geht’s mit dem Fahrrad weiter in Richtung Tonnerre (Bourgogne).

Bilder des Tages

2015-07-06 Dreiundzwanzigster Tag Troyes

Die Planung zu dieser Etappe findest Du nirgends. Habe auf Grund der extremen Wetterlage kurzfristig um geplant.

Etappe Bar-le-Duc – Troyes

Tatsächliche Route vom 06.07.2015

Tageskilometer: 253 km – 5 km
Streckenabschnitt (mit dem Fahrrad) insgesamt: 836 km

Gesamtstrecke: 253596 m
Maximale Höhe: 320 m
Minimale Höhe: 96 m
Gesamtanstieg: 662 m
Gesamtabstieg: -646 m
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Fahrplan Voyages-sncf.com

13h33 BAR LE DUC  TER 39106
13h56 VITRY LE FRANCOIS BHF

14h15 VITRY LE FRANCOIS BHF TER 39805
15h17 CHAUMONT BHF

15h24 CHAUMONT BHF  TER 1542
16h16 TROYES BHF

My Camino

Die Kreuz- und Quer-Fahrt mit dem Zug habe ich aus mehreren Gründen gewählt: Die Streckenführung erlaubte ein „kreuzen“ in die Region Champagne -Ardenne ohne zentral über Paris fahren zu müssen. Außerdem ist es den hohen Temperaturen > 35°C und den zahlreichen Hügeln sowie meiner Form geschuldet, dass ich für diesen Abschnitt den Zug nehme. Nicht zuletzt führt diese Strecke in historisch interessante Städte, nämlich Bar-de-Luc und Troyes.

Nach dem Frühstück hole ich am Bahnhof die vor gebuchte Fahrkarte („billet„) ab. Das geht problemlos. Eine charmante Französin bedient mich. Ich zeige ihr den Buchungscode in der Bestätigungsmail auf meinem Smartphone und schon rattert der Drucker los und spuckt mein billet aus.

Ich schaue mich auf dem Bahnhof („gare„) noch etwas um, suche und finde mein Gleis F („voie F„). Mit dem Fahrstuhl komme ich später dort einfach hin.

Am Vormittag fahre ich nochmal in die Altstadt von Bar-de-Luc. Ich finde den gestern schon gesehenen Fahrradladen, um die Luft meiner Reifen zu prüfen. Doch der Laden ist heute zu. So kann ich innehalten und habe Muße die Stadt und die Menschen an zu schauen.

Bis zur Abfahrt ist noch zeitlicher Spielraum. Ich kaufe in der Altstadt beim Metzger und Bäcker Proviant für die Reise. Ich wähle Schinken im Darm – eine echte Delikatesse und natürlich ein Baguette. Übrigens mindestens jeder zweite Passant trägt um diese Zeit ein Baguette mit sich.

Am Bahnsteig bin ich rechtzeitig und schaue mir das Geschehen an. Das Einsteigen mit 18 kg Gepäck auf dem Hinterrad ist in die älteren TER-Züge nicht so einfach. Drei Stufen hoch und der Lenker ist breiter als die Tür. Das kenne ich ja schon von unseren alten ICE-Zügen. Nur ich glaube diese Zug-Exemplare sind noch enger, die stammen halt noch aus einer anderen Zeit. Es gibt ein Fahrradabteil aber da rein zu kommen, erfordert schon etwas Phantasie.

Ich kann schon eine halbe Stunde vor Abfahrt einsteigen, da der Zug hier startet. So habe ich genug Zeit meine gerade in der Altstadt erworbenen Delikatessen nach Holzfäller-Art zu genießen. – Super!

Kurz nach meiner Brotzeit kommt Manu, eine junge zierliche französische Lehrerin mit Ihrem Mountainbike und Gepäcktaschen am Vorder- und Hinterrad. Der Lenker ist noch etwas breiter als der von meinem Trekking-Fahrrad. Zu zweit kriegen wir auch ihr Rad in das Fahrradabteil. Manu spricht natürlich Englisch und so kommen wir über unsere Reisen ins Gespräch. Manu hat jetzt acht Wochen frei und ist alleine auf den Weg in die Bretagne. Ihr Freund ist kein Lehrer, hat weniger Urlaub und muss arbeiten – c’est la vie. Wir reden noch über My Camino und schon muss ich aussteigen. Manu hilft mir und so geht rückwärts gut raus.

Die nächsten beiden Züge sind moderne Nahverkehrsbahnen. Hier ist das Ein- und Aussteigen stressfrei möglich. In  Vitry le Francois  gibt’s für den Bahnsteigwechsel auch Fahrstühle. Allerdings in Chaumont  und Troyes nicht. In Chaumont  sind außerdem die Treppen sehr steil und lang. Runter komme ich voll konzentriert gut. Nur rauf wär’s ohne abzusatteln – trotz Test und Training in Dinslaken – nicht gegangen. Zum Absatteln reichte aber die Zeit nicht. Ich hasste ohne Rad die Treppe zum Gleis rauf und kann den Zugführer tatsächlich motivieren mit mir zusammen mein Fahrrad mit Gepäck hoch zu tragen. Dann kommt auch noch ein zweiter Uniformierter zur Hilfe. MERCI! Ich bin kaum drin und der Zug fährt los.

Unterwegs steigt ein Fahrrad-Nomade zu. Der hat jedenfalls mit seinem eigenem Gewicht keine Probleme mehr.

Während des Umsteigens macht es neben mir plötzlich klack – klack. Ich schaue auf mein Fahrrad und sehe neben dem Vorderrad die zwei Einzelteile und die zerstörte Gummibandhalterung meines Geschwindigkeitssensors liegen. Ok, das lässt sich wieder reparieren. Mach‘ ich morgen früh mit meiner Allzweck-Kabelbindern. Die alten TER-Züge – da bleibt man hier und da hängen. Das Schutzblech muss ich sowieso richten. Aber das kenn‘ ich ja schon von meinen IEC-Zugfahrten in Deutschland.

Es ist sehr warm im Zug. Ich gehe mal in einen anderen Zugabschnitt zum Pinkeln. Was ist das? Hier ist es sehr schön kühl. Aha – auch in Frankreich haben die Züge Probleme mit der Klimaanlage.

In Troyes habe ich mit der Treppe ein ähnliches Problem. Runter geht, rauf nicht so gut – wobei hier die Treppen nicht so extrem steil sind. Spontan helfen mir zwei junge Franzosen die Treppe rauf. – MERCI!

Der Weg zum Hotel ist in Troyes schnell erledigt. Allerdings hat die Rezeption zu. Unterwegs im Zug hat das Hotel bei mir angerufen und Bescheid gegeben, dass das mit dem Fahrrad-Unterstand („velo-garage„) klar geht und gefragt um wie viel Uhr ich komme. Wir einigen uns auf 17 Uhr. Ok Sicherheit muss sein und ich bin eine halbe Stunde zu früh. Nebenan gibt’s beim Araber aber Obst und gekühlte Getränke.

Die Altstadt von Troyes sieht wie ein Champagnerkorken aus und ist alleine schon eine Reise wert. Vom Hotel sind es hin und zurück ca. 3 km und so mache ich eine kleine Nachtwanderung. 😉

Die ganze Altstadt ist ein Fachwerktraum auf der einen Seite und eine einzige Kneipe auf der anderen. Ich nehme einige Bier und esse eine Kleinigkeit. Am Hotel hat der Araber noch offen. Ich kaufe noch etwas Obst und kühles Wasser.

Heute bin ich fast mehr gelaufen als Fahrrad gefahren. Bisher habe ich alles mit eigener Kraft von zu Hause aus geschafft. Außer dem heutigen Tag! Das tut zwar ein bisschen weh; aber Gesundheit geht nun mal vor – da muss ich mir nichts beweisen. Morgen geht’s endlich wieder auf’s Rad: der jungen Seine entlang und in die Weinberge der Champagne.

Bilder des Tages